Bier: Anheuser lässt nicht locker

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Die Nummer eins hat ihr Angebot für den Konkurrenten SAB Miller auf 92 Mrd. Euro erhöht. Die Briten, die sich schon bisher zierten, lehnten aber erneut ab.

London. 100 Mrd. Dollar sind nicht gerade wenig. Trotzdem hat der weltweit zweitgrößte Bierbrauer, SAB Miller, dem informellen Angebot der Nummer eins, AB Inbev, bisher die kalte Schulter gezeigt. Ein bisschen Zieren schadet nicht, denn nun hat AB Inbev offiziell nachgelegt. Der Produzent von Beck's, Budweiser und Stella Artois bietet je Aktie der Briten nun 42,15 britische Pfund (57 Euro), wie der Konzern am Mittwoch mitteilte. Das entspricht einem Gesamtbetrag von gut 68 Mrd. Pfund (104 Mrd. Dollar/92 Mrd. Euro).

Außerdem kommt Anheuser- Bush Inbev den Großaktionären von SAB Miller entgegen, indem diese einen Teil des Kaufpreises in Aktien beziehen und so am neuen Brauriesen beteiligt bleiben können. Die SAB-Miller-Aktionäre sollen 2,37 Pfund in bar und 0,48 Prozent AB-Inbev-Aktien je SAB-Miller-Anteilschein erhalten.

Überraschend hat SABMiller am Mittwochnachmittag erneut abgelehnt. Obwohl der SAB-Miller-Großaktionär, der US-Tabakkonzern Altria, bereits mitteilte, die Übernahmepläne zu unterstützen. Altria hielt zuletzt 26,6 Prozent an SAB Miller. Bei dem Konzern handle es sich schließlich um das „Kronjuwel“ der Branche, betonte Chairman Jan du Plessis. AB Inbev habe SAB bisher zu niedrig bewertet. Anheuser-Busch hat bereits wiederholt den Geldhahn weiter aufgedreht. Ob der Branchenprimus die Nummer Zwei nun feindlich übernehmen will, ließ Anheuser-Busch-Chef Carlos Brito offen.

SAB Miller hat aber auch nurbegrenzte Möglichkeiten, eine Offerte abzuwehren. Nomura-Analysten zufolge ist jedenfalls kein sogenannter weißer Ritter – also ein Investor, der ein Gegenangebot vorlegt – in Sicht.

AB-InBev-Chef Carlos Brito wiederum erwartet Unterstützung der Santo-Domingo-Familie, die über ihre Bev Co 13,9 Prozent hält. Die Übernahme von SAB Miller durch AB Inbev wäre der größte Deal in diesem Jahr und eine der größten Übernahmen in der Wirtschaftsgeschichte. Gemeinsam wären beide Unternehmen – schon jetzt Nummer eins und zwei im Biergeschäft – bereits Ende 2014 auf einen globalen Marktanteil von mehr als 30 Prozent gekommen. AB-Marken wie Beck's, Budweiser und Stella Artois kämen unter ein Dach mit SAB-Namen wie Foster's, Pilsner Urquell und Grolsch. Das bedeutet, dass künftig jedes dritte Bier aus dem fusionierten Koloss kommen würde.

Experten erwarten deshalb auch harte Kartellauflagen. Die Aktionäre sehen die Übernahmebemühungen positiv: Die SAB-Miller-Aktie reagierte mit einem Plus von knapp drei Prozent, während AB um rund 3,5 Prozent zulegen konnten. Seit Bekanntwerden der Fusionsverhandlungen Mitte September hat das SAB-Papier um ein Fünftel zugelegt.

Heineken rüstet auf

Andere große Brauereien wie Heineken und die dänische Carlsberg mit Marktanteilen von neun bzw. sechs Prozent müssen zusehen, nicht den Anschluss zu verlieren. Heineken (Amstel, Desperados) rüstet jedenfalls schon auf: Der niederländische Brauereikonzern kauft dem britischen Spirituosenkonzern Diageo Teile seines Biergeschäfts ab. Für mehrere Beteiligungen bezahlt der Brauer insgesamt 696 Mio. Euro. Heineken baue damit sein Standbein in Märkten wie Südostasien und der Karibik aus, teilte der Konzern mit.

Heineken erwirbt Diageos Mehrheitsanteil an dem jamaikanischen Getränkeunternehmen D&G, dem unter anderem die Biermarken Red Stripe und Dragon gehören. Zudem kaufen die Niederländer Diageo aus dem Bierunternehmen GAPL heraus, das in Malaysia und Singapur Marken wie Tiger, Anchor und Guinness vertreibt. (ag)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.10.2015)

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