Das Blutbad von Ankara

Hunderte Menschen versammelten sich an einem sonnigen Samstag am Hauptbahnhof der türkischen Hauptstadt Ankara zu einer friedlichen Kundgebung der Kurdenpartei HDP. Die Demonstranten forderten ein Ende des Konflikts zwischen türkischem Militär und Kurden im Südosten des Landes.

Diese jungen Menschen hielten sich an den Händen und tanzten im Kreis. Doch ab 10.04 Uhr (Ortszeit) war nichts mehr, wie es vorher war, wie auch dieses >>Video zeigt.

Laut Innenministerium war es vor dem Hauptbahnhof in Ankara zu mindestens zwei Explosionen gekommen. Regierungskreisen zufolge gibt es Hinweise auf ein Selbstmordattentat.

Die Wucht der Explosion war gewaltig.

Augenzeugen berichteten von zahlreichen Leichen, die mit Transparenten und Fahnen bedeckt wurden.

Die Zahlen der Todesopfer stiegen im Laufe des Tages immer weiter: War zu Mittag noch von 30 Toten die Rede, berichtete das Gesundheitsministerium am Nachmittag von mindestens 86 Toten, bis zum Abend stiegt die Zahl auf 97.

186 Menschen seien bei den Explosionen am Samstag verletzt worden, sagte Gesundheitsminister Mehmet Müezzinoglu am Samstag bei einer Pressekonferenz.

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan spricht von einem "Terrorangriff" und verspricht rasche Aufklärung. Er verurteilt "diesen abscheulichen Angriff zutiefst, dessen Ziel die Einheit, Solidarität und der Frieden unseres Landes gewesen ist."

Zu dem Attentat bekannte sich zunächst niemand. Es verdichteten sich die Indizien, dass die Terrormiliz "Islamischer Staat" für den Anschlag verantwortlich ist. In einer Erklärung bezeichnete sich die oppositionellen pro-kurdischen Demokratischen Volkspartei (HDP) als Hauptziel des Angriffs.

Spitzenvertreter der Europäischen Union haben unterdessen die türkische Gesellschaft nach dem Bombenattentat vor dem Hauptbahnhof von Ankara zur Geschlossenheit aufgerufen. Die Türkei sehe sich derzeit vielen Bedrohungen ausgesetzt.

"Das türkische Volk und alle politischen Kräfte müssen Terroristen und all denjenigen, die das Land zu destabilisieren versuchen, vereint entgegentreten", schrieben die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini und Vizekommissionspräsident Johannes Hahn am Samstag in einer gemeinsamen Stellungnahme.
Gleichzeitig sicherten Hahn und Mogherini Unterstützung der EU zu.