„Hotel Obscura“: Mit Kunst allein im Hotelzimmer

Hotel Obscura Lucid Peninsula
Hotel Obscura Lucid Peninsula(c) Magdalena Blaszczuk/Hotel Obscura
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In 17 Zimmern des Magdas Hotel in Wien konnte man am Wochenende Künstlern nahe kommen. „Hotel Obscura“ gab es auch in anderen Städten.

Die Erfahrungen sind dann doch höchst unterschiedlich: Im Zimmer 403 des Magdas Hotel in Wien steht eine Installation aus Gläsern mit Wasserpflanzen, so groß wie ein Kleiderkasten. Eine altmodische schwarze Maschine – das Wort pneumatisch fiel einem ein – pumpt Luft ins Wasser. Das Bett ist leer, rechts daneben piepst ein Monitor, links steht ist ein Infusionshalter mit einem Glas mit der Aufschrift „Gin“. Und aus dem Badezimmer kommen laute Geräusche, die sich manchmal nach Mensch, manchmal nach Maschine anhören. Ist jemand da drin? Zaghaft versucht man die Klinke herunterzudrücken, aber der Raum ist abgesperrt. Plötzlich klingelt es hinter dem Vorhang. Steht da vielleicht jemand? Schließlich soll es um Begegnungen mit Künstlern gehen im „Hotel Obscura“, einem Projekt des Kommunikationsbüros Die Fabrikanten, das am Freitag und Samstag in Wien stattfand. Unheimlich fanden manche das Zimmer 403, das den Titel „Lucid Peninsula“ trägt. In manchen rief es gar ein wenig Paranoia hervor. Andere – das erfährt man in Gesprächen an der Hotelbar – empfanden das Gegenteil: Sie legten sich aufs Bett und entspannten sich beim Geräusch blubbernden Wassers.

Erfahrung ist eben individuell, ganz besonders, wenn man alleine mit der Kunst ist. "One-to-One Live Art" nennt sich das Konzept von „Hotel Obscura“: Ein Besucher trifft auf einen Künstler. Wie nahe man einander kommt, bleibt den beiden überlassen. Auch die einzelnen Beiträge der 17 beteiligten Künstler varriierten stark. Die Transgender-Kunstfigur Mandy Romero erzählte in „Gespinst/Fabrications“ Lügengeschichten und legte sich mit ihren Gästen gern auch gemeinsam aufs Bett. Mario Sinnhofer schaute Fußball in High Heels. Seine Performance handle vom „Abseits, von Strafräumen“ und dem Gefühl des Ausgegrenzt-Seins, heißt es in der Beschreibung.

„Willst du über Angst reden oder über Essen?“

Veronika Merklein, die auf einem riesigen schwarzen Lederkissen lag, fragte „Willst du über Angst reden oder über Essen?“ Man bereute sofort, dass man sich mutig zeigen wollte und für Angst entschied, als sie sich eine rosa Maske über den Kopf zog und aus Marzipan eine Zunge formte, die an einen Krampus erinnerte. Richtig furchterregend wurde es dann aber doch nicht. Der Brief an ihren zukünftigen Ex-Liebhaber, den die Künstlerin anschließend vorlas, hatte wenig mit Angst zu tun. Wie die vielleicht erfundene, vielleicht echte Nicht-Liebesgeschiche weiterging, erfuhr man leider nicht.

Nur 15 Minuten blieben einem Besucher pro Begegnung. Die meisten sahen auch nur zwei Zimmer. Die sind im Eintrittspreis von 19 Euro mit inbegriffen, jedes weitere Zimmer kostete einen Aufpreis. Die individuelle Kunsterfahrung im „Hotel Obscura“ ließ sich auch in anderen Städten machen, im Februar etwa in Linz.

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