FPÖ-Zugewinne: Schachmatt in Simmering

Heinz-Christian Strache und Paul Stadler.
Heinz-Christian Strache und Paul Stadler.(c) APA/EXPA/MICHAEL GRUBER (EXPA/MICHAEL GRUBER)
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Die Freiheitlichen schafften es, in jedem Bezirk zuzulegen. Und sie konnten die ehemals rote Hochburg Simmering einnehmen.

Wien. Es ist kein Bezirk wie jeder andere, den Paul Stadler eingenommen hat. Mit Simmering ist die einst stärkste Bastion der Sozialdemokraten in Wien gefallen. An die Freiheitlichen, die mit Stadler nun den Bezirksvorsteher stellen werden. Und das letztlich keineswegs überraschend. Denn die Verluste der SPÖ bei den vergangenen Wahlen fielen ebenso massiv aus wie die Zugewinne der Freiheitlichen – und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die Linien der beiden sich kreuzen und die FPÖ plötzlich auf der oberen Seite wäre.

Abgesehen von der generell gestiegenen Unzufriedenheit mit der SPÖ in den Flächenbezirken kam in Simmering noch hinzu, dass die Sozialdemokraten in sich zerstritten waren. Und knapp ein Jahr vor der Wahl die – trotz Verlusten – in der Bevölkerung recht beliebte Renate Angerer als Bezirksvorsteherin abgelöst wurde. Die neu eingesetzte Eva-Maria Hatzl hatte zwar einen großen Namen – ihr verstorbener Mann war eine Simmeringer SPÖ-Legende –, doch zu wenig Ausstrahlung und Volksnähe, um ausreichend mobilisieren zu können. In dieses Vakuum konnte Stadler vorstoßen.

Mit der Eroberung des 11. Bezirks durch die Freiheitlichen hatten Beobachter schon gerechnet. Dass auch Floridsdorf und Favoriten blau werden könnten (siehe Artikel oben), kam dagegen für viele überraschender. Und auch in anderen klassisch sozialdemokratischen Bezirken wie Donaustadt oder Liesing kamen die Freiheitlichen teils schon recht knapp an die SPÖ heran. Vor allem im 22. Bezirk hatte es zunächst sogar nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen ausgesehen, doch letztlich konnten die Sozialdemokraten doch noch ein wenig davonziehen.

Auch in Innenbezirken gewachsen

Es waren aber nicht nur die Flächenbezirke, in denen die FPÖ zulegen konnte. Tatsächlich schafften die Freiheitlichen in jedem Bezirk ein Plus. Von Penzing mit einem Plus von mehr als sechs Prozentpunkten über die bürgerliche Bastion Döbling, wo die Blauen um mehr als vier Prozentpunkte wachsen konnten bis zur grünen Hochburg Neubau, wo man immerhin ein Plus von mehr als drei Prozentpunkten holte und der Leopoldstadt, wo es zumindest mehr als zwei Prozentpunkte mehr wurden. Die Freiheitlichen können sich also neben der Erstürmung der roten Bastion Simmering auch noch andere Erfolge auf die Fahnen schreiben. An den Rändern eher mehr, im Zentrum eher weniger. (eko)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2015)

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