Stadtverfassung: Was ein Bezirksvorsteher darf

(c) APA/EXPA/MICHAEL GRUBER (EXPA/MICHAEL GRUBER)
  • Drucken

Theoretisch hat ein Bezirksvorsteher wenige Rechte. Er darf repräsentieren – und den Bürgermeister unterstützen.

Wien. Offiziell dürfen Wiener Bezirksvorsteher, die brutto 10.042 Euro im Monat verdienen, nicht allzu viel. Laut Stadtverfassung hat der Bezirksvorsteher Mitwirkungs-, Anhörungs- und Informationsrechte gegenüber der Stadtregierung. So sind unter den Mitwirkungsrechten in der Stadtverfassung angeführt: „Unterstützung des Bürgermeisters in den Angelegenheiten des eigenen Wirkungsbereiches der Gemeinde, soweit sie den Bezirk betreffen“ oder „Repräsentation des Bezirkes bei offiziellen Anlässen“.

Offiziell. Aber laut Realverfassung hängt der Einfluss eines Bezirksvorstehers auch davon ab, wie viel öffentlichen Druck er aufbauen kann. Oder sie: Beispiel Ursula Stenzel, die als Bezirkschefin des Ersten (dort wurde sie nach ihrem Wechsel zur FPÖ am Sonntag abgewählt) keinen Konflikt mit der Stadt ausgelassen hat.

In ihrer budgetären Verantwortung liegen unter anderem Kindergärten und Schulen, Straßen (öffentliche Beleuchtung und Verkehrsmaßnahmen, aber auch Reinigung), Grünanlagen und Kinderspielplätze, Seniorentreffs, Märkte, Musikschulen, Familienbäder, Kanalbauten. Im Gegensatz zu seinem Stellvertreter darf der Bezirksvorstehers selbst keinen anderen Beruf ausüben.

De facto ist der Bezirksvorsteher vor allem damit beschäftigt, den Bezirk zu erhalten. Die Sanierung von Schulen, Errichtung von Parks oder Kinderspielplätzen fallen etwa in die Aufgaben eines Bezirks. Der Bezirksvorsteher hat zwar ein Bezirksbudget zur Verfügung. Der Großteil davon ist jedoch für Fixkosten reserviert, wie zum Beispiel die Erhaltung der Schulen. Zu den inoffiziellen Aufgaben eines Bezirksvorstehers gehört es deshalb auch, von der Stadt mehr Budget, aber auch mehr Kompetenzen zu fordern.

Der Streit um das Parkpickerl

Auch wenn die Macht eines Bezirksvorstehers laut Stadtverfassung beschränkt ist, ist dessen Meinung auch für die Stadt nicht ganz unerheblich. Immerhin kommt es bei der Bevölkerung nicht gut an, wenn die Stadt über den Bezirksvorsteher hinweg Entscheidungen trifft. Zuletzt war das etwa bei der Ausweitung des Parkpickerls der Fall, bei der sich die Bezirkschefs des 13., 18. und 19. Bezirks dagegenstellten. Gelöst wurde das mit einer Volksbefragung im Jahr 2013. Aktuell könnte das Thema nun wieder eine wichtige Frage bei der neuen Bezirksvorstehung in Währing sein. (ks/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache nach seiner Stimmabgabe am Sonntag
Wien-Wahl

Sperrminorität, etc.: Die neuen Rechte der FPÖ im Landtag

Mit mehr als einem Drittel der Mandate hat die FPÖ im Wiener Landtag nun eine Sperrminorität. Außerdem kann sie in manchen Fällen VfGH und Bundesrechnungshof anrufen.
Bürgermeister Michael Häupl
Wien-Wahl

Wien-Wahl: Häupl mit den meisten Vorzugsstimmen

Mehr als 24.000 Wähler entschieden sich auf Landesebene für den Bürgermeister, Strache gaben mehr als 18.000 ihren Vorzug.
Johann Gudenus, Schatte von Heinz-Christian Strache.
Wien-Wahl

Johann Gudenus: Der Mann, dem Strache blind vertraut

An der Seite seines Mentors Heinz-Christian Strache begann der Wiener Johann Gudenus eine steile Karriere, die noch lange nicht zu Ende ist.
Wien-Wahl

Währing wird grün, Innere Stadt bleibt schwarz

Bezirksvertretung. Wende in Währing – die Grünen holen ihren zweiten Bezirk von der ÖVP. Die Innere Stadt blieb am Ende schwarz, Floridsdorf rot. Und in Favoriten wurde bis zuletzt gezittert - die SPÖ konnte den Bezirk halten.
Michael Häupl.
Wien-Wahl

Rote Bezirke: Die Mauern bröckeln, aber sie halten noch

Die Sozialdemokraten haben nach wie vor die meisten Bezirksvorsteher. Wenn auch mit Verlusten.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.