Nach Sikh-Anschlag: Verletzter Guru hat Wien verlassen

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An Bord einer Sondermaschine hat heute der bei dem Anschlag auf einen Sikh-Tempel in Wien schwer verletzte Guru Sant Niranjan Dass Wien verlassen. Mit an Bord ist auch der Leichnam des bei dem Angriff getöteten zweiten Gurus.

Der 68-jährige Guru Sant Niranjan Dass, der am 24. Mai bei einer Schießerei in Wien-Rudolfsheim schwer verletzt worden war, sowie der Leichnam des dabei getöteten 57-jährigen Gurus Sant Rama Anand (andere Schreibweise: Nand) befanden sich Mittwochnachmittag auf dem Heimflug. Die Maschine der indischen Regierung hob kurz vor 14.00 Uhr vom General Aviation am Flughafen Wien in Schwechat ab.

Der verletzte 68-Jährige war mit dem ÖAMTC-Rettungshubschrauber "Christophorus 9" zum Airport gebracht worden. Zuvor war der Sarg mit dem Leichnam verladen worden. Eine fünfköpfige Delegation der indischen Regierung war bereits Dienstagabend nach Wien geflogen, um die beiden Gurus nach Indien zu holen.

"Sehr guter Gesundheitszustand"

In weißem Gewand und orangefarbenem Turban, mit gefalteten Händen ließ der 68-jährige Guru die Umsteigeprozedur am Flughafen wortlos über sich ergehen. Er wurde mit einer Liege aus dem Hubschrauber gehoben und anschließend mit einem Spezialsessel ins Flugzeug gehievt. Sein persönlicher Arzt attestierte ihm einen "sehr guten" Gesundheitszustand. Nach dem Verletzten und seinem Leibarzt betrat auch die indische Abordnung den Flieger.

Wenige Minuten vor Ankunft des Rettungshubschraubers war der nach Flugbestimmungen verlötete und in Spezialfolie verschweißte Zinnsarg des getöteten Gurus Sant Rama Anand in die Maschine verfrachtet worden. Auch Blumenschmuck und Kränze wurden beigegeben. Innerhalb einer Stunde war die von der Cobra überwachte Aktion vorüber.

Ermittlungen: Über 50 Einvernahmen

Bezüglich der Ermittlungen gibt es laut Polizei-Sprecher Michael Takacs nichts neues: "Wir haben über 50 Einvernahmen durchgeführt und sind noch lange nicht fertig." Bekennerschreiben sowie einige Widerrufe seien mittlerweile übersetzt worden.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) sowie das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) gehen nun den eventuell darin enthaltenen Hinweisen nach. Die Verdächtigen befinden sich nach wie vor in Untersuchungshaft. Ein bei der Schießerei verletzter mutmaßlicher Täter wird weiterhin in künstlichem Tiefschlaf gehalten.

(APA)

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