Israel: Neue Terrorwelle in Jerusalem

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Mehrere Attentäter griffen an unterschiedlichen Orten Passanten und Buspassagiere an. Mindestens drei Israelis wurden getötet.

Jerusalem. Gewalt und Terror sind in Israel wieder Alltag: Ein Anschlag folgt auf den anderen, Messerattacken, Angriffe mit Pkw und sogar Schüsse haben allein am Dienstag drei Todesopfer und zahlreiche Verletzte auf israelischer Seite gefordert. Zwei palästinensische Angreifer wurden erschossen.

Der blutigste Überfall ereignete sich in dem Viertel Armon Hanaziv, als zwei Palästinenser mit einer Pistole und Messern einen Linienbus überfielen. Einer der Angreifer soll Mitarbeiter der israelischen Telefongesellschaft gewesen sein. Ebenfalls in Jerusalem lenkte ein Palästinenser seinen Pritschenwagen gezielt in eine Gruppe wartender Menschen und stach anschließend auf Passanten ein. Zwei Messerattacken im Zentrum Israels forderten weitere Verletzte. Insgesamt starben seit Beginn der Gewaltwelle Anfang Oktober sechs Israelis und 29 Palästinenser. Ausgelöst wurde der Terror von Zusammenstößen zwischen Extremisten beider Seiten auf dem Tempelberg in Jerusalem.

Israels Sicherheitsapparat ist derzeit mit vier Fronten konfrontiert: Jerusalem, Westjordanland, Israel und dem Gazastreifen. Während sich die Lage in den von Palästinensern kontrollierten Gebieten im Westjordanland und Gazastreifen zuletzt leicht beruhigt hat, häufen sich die Gewaltakte und die Demonstrationen in arabisch-israelischen Ortschaften. Die bisher von Israels Regierung verhängten Maßnahmen, wie die Zerstörung der Wohnhäuser von Terroristen, die geplante Mindeststrafe für Steinewerfer und das rigorose Vorgehen während der Messerattentate, die oft tödlich für die Angreifer ausgehen, tragen keine Früchte. „Ein Einzeltäter, der sich dafür entscheidet, ein Selbstmordattentat zu verüben, ist kaum aufzuhalten“, erklärt Jakow Amidror, ehemals Nationaler Sicherheitsberater in Jerusalem.

Die Regierung erwägt Ausgangssperren und mehr Straßenkontrollen. Moshe Maoz von der Hebräischen Universität in Jerusalem glaubt, dass dies genauso wenig nützen werde, „wie die Regelung, bei Gefahr sofort zu schießen“. Der einzige Ausweg aus der Gewaltspirale sei eine klare Strategie. „Ohne Ostjerusalem als palästinensische Hauptstadt und eine faire Lösung für den Tempelberg kann es keinen Frieden geben.“ (kna)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.10.2015)

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