Weder in Österreich, noch in Deutschland konnte die viel umstrittende Dokusoap großes Publikumsinteresse anziehen. Die heimischen Seherzahlen waren um die Hälfte weniger als beim zeitgleichen "Bauer sucht Frau".
Trotz der tagelangen medialen Aufmerksamkeit ist der Start der umstrittenen RTL-Reihe "Erwachsen auf Probe" am Mittwochabend in Österreich ohne besonderes Zuseherinteresse über die Bühne gegangen. Zwar war das Format mit 104.000 Zuschauern (9,2 Prozent Marktanteil bei 12-49) die meistgesehene RTL-Sendung an diesem Abend, hatte aber nur halb so viele Seher wie "Bauer sucht Frau", das zeitgleich bei ATV als Hauptabendprogramm zu sehen war.
Auch in Deutschland fielen die Seherzahlen unspektakulär aus. Im Durchschnitt verfolgten 3,03 Millionen Zuschauer den ersten, zwei Stunden langen Teil des TV-Formats, in dem Jugendliche den Umgang mit Babys lernen sollen.
Puppen als erste Probe für den Ernstfall
Bei der Auftaktsendung stellte RTL vier Teenagerpaare vor, die sich in den nächsten Sendungen um Babys und Kleinkinder kümmern werden, die von ihren Eltern bis zu vier Tage zur Verfügung gestellt wurden. Laut RTL hätten diese jederzeit die Möglichkeit gehabt, die Versuche abzubrechen. Die Jugendlichen probten den Ernstfall zunächst mit Puppen. Bestanden sie diese erste "Prüfung" dürften sie mit lebendigen Babys "üben". RTL betonte immer wieder, beim Dreh hätten erfahrene Spezialisten zum Schutz der Betroffenen zur Seite gestanden. Als Expertin und Ratgeberin in der ersten Ausgabe trat die Autorin Katja Kessler auf, selbst Mutter von vier Kindern.
Doku im Kreuzfeuer der Kritik
Kaum eine Sendung hatte im Vorfeld die Gemüter derart erhitzt, wie "Erwachsen auf Probe". Vor allem Psychologen, Kinderschützer sowie die Kirche hatten sich öffentlich gegen das Format ausgesprochen, weil aus ihrer Sicht die Babys und Kleinkinder unter den Folgen des kurzfristigen Ausleihens an Ersatzeltern leiden könnten. Die heimische Opferschutzorganisation "die möwe" hatte kritisiert, dass "mediale Sozial-Experimente mit Kindern und Jugendlichen unverantwortlich, unethisch und missbräuchlich" seien. Auch die österreichische Gesellschaft für Kinder und Jugendpsychiatrie (ÖGKJP)setzte sich gegen die Ausstrahlung der Sendung aus.
Gericht: Man könne Kindern nicht mehr helfen
RTL hatte diese Kritik kontinuierlich zurückgewiesen. Unmittelbar vor dem Ausstrahlungsstart hatten am Mittwoch noch zwei Gerichte Anträge auf einstweilige Anordnungen zum Verbot der Sendungen abgelehnt. Die Richter urteilten, dass die Sendung schon abgedreht sei und man den Kindern deshalb sowieso nicht mehr helfen könne. Was die mögliche Wirkung der Sendung betreffe, sei die Landesmedienanstalt zuständig, die sich ab heute, Donnerstag, mit der Dokusoap befassen will.
(APA)