Der 44 Jahre alte Angreifer gibt nach Angaben der Polizei zu, bewusst die Oberbürgermeister-Kandidatin Reker verletzt zu haben.
Die Kölner OB-Kandidatin Henriette Reker ist bei einem offenkundig fremdenfeindlichen Attentat schwer verletzt worden. Ein 44 Jahre alter Mann stach der parteilosen Politikerin nach Polizeiangaben einen Tag vor der Oberbürgermeisterwahl am Samstag an einem CDU-Wahlkampfstand in den Hals.
Der seit Jahren arbeitslose Maler und Lackierer erklärte der Polizei zufolge nach seiner Festnahme, er habe Reker "gezielt und bewusst" aus fremdenfeindlichen Motiven heraus angegriffen. Eine weitere Frau wurde bei der Attacke auf einem Wochenmarkt im Kölner Stadtteil Braunsfeld ebenfalls schwer verletzt, drei Menschen leicht. Politiker aller Parteien zeigten sich entsetzt über die Attacke.
Polizeipräsident Wolfgang Albers wies darauf hin, dass Reker in Köln für die Unterbringung von Flüchtlingen zuständig ist. Die 58-Jährige ist parteilos, wird aber von CDU, FDP und Grünen unterstützt. Über die Stadtgrenzen hinaus hatte sie sich einen Namen mit ihrem Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit und für Flüchtlingshilfen gemacht.
Psychiatrische Untersuchung angeordnet
Wie genau der Täter seine ausländerfeindlichen Ansichten begründete, erklärte die Polizei zunächst nicht. Allerdings gab es auch Zweifel über die Zurechnungsfähigkeit des Mannes. Daher sei eine psychiatrische Untersuchung angeordnet worden, erklärte Oberstaatsanwalt Ulf Willhuhn.
Es gebe keine Erkenntnisse darüber, ob der Täter Komplizen habe, sagte Ermittlungsleiter Norbert Wagner. Die Untersuchungen stünden ganz am Anfang. Nachbarn hätten den seit 15 Jahren in Köln lebenden Deutschen als unauffällig beschrieben. Nähere Kontakte habe er nicht unterhalten. Er habe allein in seiner Wohnung im Ortsteil Nippes gelebt. Der Täter habe sich widerstandslos festnehmen lassen. Er habe ein Bowie-Messer und ein Butterfly-Messer bei sich gehabt.
Landesverfassungschutz ermittelt
Landesinnenminister Ralf Jäger (SPD) teilte mit, auch der für politische Attentate zuständige Landesverfassungsschutz werde in die Ermittlungen eingebunden. "Gewalt hat in der politischen Auseinandersetzung keinen Platz", erklärte Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) ähnlich wie andere Spitzenpolitiker. Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) schlug einen Bogen zu der für Gabriel und Bundeskanzlerin Angela Merkel bestimmten Galgenattrappe bei einer Pegida-Demonstration in Dresden: "Wenn Kommunalpolitiker zum Rücktritt getrieben werden, wenn manche wieder Galgen und Guillotinen fordern, dann sind wir auf einem ganz düsteren Weg."
(Reuters )