Köln: Polizei vermutet politisches Motiv hinter Attacke

APA/dpa/Oliver Berg
  • Drucken

Der 44 Jahre alte Angreifer gibt nach Angaben der Polizei zu, bewusst die Oberbürgermeister-Kandidatin Reker verletzt zu haben.

Die Kölner OB-Kandidatin Henriette Reker ist bei einem offenkundig fremdenfeindlichen Attentat schwer verletzt worden. Ein 44 Jahre alter Mann stach der parteilosen Politikerin nach Polizeiangaben einen Tag vor der Oberbürgermeisterwahl am Samstag an einem CDU-Wahlkampfstand in den Hals.

Der seit Jahren arbeitslose Maler und Lackierer erklärte der Polizei zufolge nach seiner Festnahme, er habe Reker "gezielt und bewusst" aus fremdenfeindlichen Motiven heraus angegriffen. Eine weitere Frau wurde bei der Attacke auf einem Wochenmarkt im Kölner Stadtteil Braunsfeld ebenfalls schwer verletzt, drei Menschen leicht. Politiker aller Parteien zeigten sich entsetzt über die Attacke.

Polizeipräsident Wolfgang Albers wies darauf hin, dass Reker in Köln für die Unterbringung von Flüchtlingen zuständig ist. Die 58-Jährige ist parteilos, wird aber von CDU, FDP und Grünen unterstützt. Über die Stadtgrenzen hinaus hatte sie sich einen Namen mit ihrem Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit und für Flüchtlingshilfen gemacht.

Psychiatrische Untersuchung angeordnet

Wie genau der Täter seine ausländerfeindlichen Ansichten begründete, erklärte die Polizei zunächst nicht. Allerdings gab es auch Zweifel über die Zurechnungsfähigkeit des Mannes. Daher sei eine psychiatrische Untersuchung angeordnet worden, erklärte Oberstaatsanwalt Ulf Willhuhn.

Es gebe keine Erkenntnisse darüber, ob der Täter Komplizen habe, sagte Ermittlungsleiter Norbert Wagner. Die Untersuchungen stünden ganz am Anfang. Nachbarn hätten den seit 15 Jahren in Köln lebenden Deutschen als unauffällig beschrieben. Nähere Kontakte habe er nicht unterhalten. Er habe allein in seiner Wohnung im Ortsteil Nippes gelebt. Der Täter habe sich widerstandslos festnehmen lassen. Er habe ein Bowie-Messer und ein Butterfly-Messer bei sich gehabt.

Landesverfassungschutz ermittelt

Landesinnenminister Ralf Jäger (SPD) teilte mit, auch der für politische Attentate zuständige Landesverfassungsschutz werde in die Ermittlungen eingebunden. "Gewalt hat in der politischen Auseinandersetzung keinen Platz", erklärte Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) ähnlich wie andere Spitzenpolitiker. Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) schlug einen Bogen zu der für Gabriel und Bundeskanzlerin Angela Merkel bestimmten Galgenattrappe bei einer Pegida-Demonstration in Dresden: "Wenn Kommunalpolitiker zum Rücktritt getrieben werden, wenn manche wieder Galgen und Guillotinen fordern, dann sind wir auf einem ganz düsteren Weg."

(Reuters )

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Themenbild: Henriette Reker
Außenpolitik

Anschlagsopfer gewinnt Kölner Bürgermeisterwahl

Die bei einer Messer-Attacke schwer verletzte parteilose Politikerin Henriette Reker erreicht in Köln die nötige absolute Mehrheit.
-
Außenpolitik

Köln: Anschlagsopfer Reker mit Absoluter bei Bürgermeisterwahl

Nach Auszählung der meisten Bezirke hält sie die parteilose Kandidatin bei 52,4 Prozent. Sie war am Samstag bei einem Messerattentat schwer verletzt worden.
Reker wurde mit einem Messer schwer verletzt.
Außenpolitik

Nach Messerangriff beginnen Bürgermeister-Wahlen in Köln

Die parteilose Kandidatin Henriette Reker gilt als aussichtsreiche Bewerberin auf das Oberbürgermeister-Amt. Nach der Messer-Attacke ist sie außer Lebensgefahr.
GERMANY CRIME
Außenpolitik

Köln: Attentat vor Wahl erschüttert die Domstadt

Einen Tag vor der Oberbürgermeisterwahl in Köln stürzte sich ein 44-jähriger Arbeitsloser mit dem Messer auf Spitzenkandidatin Henriette Reker. Sie musste notoperiert werden. Fremdenhass dürfte den Mann zu der Bluttat getrieben haben.
Die Polizei am Tatort in Köln, wo Henriette Reger und vier weitere Menschen attackiert wurden.
Außenpolitik

Köln: Bürgermeister-Kandidatin mit Messer attackiert

"Ich musste es tun. Ich schütze Euch alle", soll der Täter gerufen haben, nachdem er Henriette Reker an einem Informationsstand attackiert hatte.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.