Der etwas andere Kirchenwirt

Bernd Schlacher feiert am kommenden Mittwoch die Eröffnung des neuen Headquarters.
Bernd Schlacher feiert am kommenden Mittwoch die Eröffnung des neuen Headquarters.Die Presse
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Gastronom Bernd Schlacher übersiedelte mit seinem Motto-Catering ins Austria Center, sein alter Standort wurde ihm zu klein. Ein Wirt will er immer noch sein.

„Ich bin immer dort hingegangen, wo niemand hinwollte.“ Sagt Motto-Chef Bernd Schlacher. Und meint damit Standorte wie Kunsthalle am Karlsplatz, Museumsquartier, Schwedenplatz. So, wie sie früher ausgesehen haben. Bevor aus ihnen das wurde, was sie jetzt sind.

Der Schwedenplatz zum Beispiel, wo Schlacher vor fünf Jahren das Motto am Fluss eröffnet hat: Er habe den Ruf gehabt, „der schiachste Platz von Wien“ zu sein. „Man hat mich gefragt, was willst du denn dort?“ Und jetzt? Jetzt sei er wieder voller Leben.

Diese Neubelebung schreibt er auch seiner Pionierarbeit zu – das sagt er zwar nicht direkt so, aber es klingt an. Und es stimmt ja auch: Die Szene anzulocken, hat Schlacher bis jetzt immer noch geschafft, an praktisch jeder seiner gastronomischen Stationen. Dass er seinerzeit, in den Achtzigern, ausgerechnet im Lokal Wiener, in dem die Austropopper aus und ein gegangen sind, gekellnert hat, hat ihn wohl geprägt. Auch der Hang zum Unternehmertum war von Anfang an da: Mit 23 Jahren war er bereits am Wiener beteiligt.

1991 übernahm Schlacher das – damals geschlossene – Szenelokal Motto in der Schönbrunner Straße, daraus wurde der Grundstein für die heutige Motto Group. Seither hat er etliche Locations aufgebaut – und manche wieder abgegeben: das Kunsthallencafé auf dem Karlsplatz, auch das Motto selbst, das Geschäftsführer Tom Sampl übernommen hat.

Auch mit Clubbings machte sich Schlacher im Lauf der Jahre einen Namen. Dazu kam schon bald das Catering, unter anderem für den Life Ball.


Eröffnung im Austria Center. Am kommenden Mittwoch feiert der Gastronom wieder einmal Eröffnung. Diesmal im Wiener Austria Center – dorthin verlegte er sein Headquarter samt Catering. Zuvor war auch das in der Schönbrunner Straße angesiedelt, schräg gegenüber vom Motto. Am alten Standort sei der Platz knapp geworden, erzählt Schlacher. „Wir haben uns dann überlegt: Wieder kleiner werden – oder räumlich vergrößern?“

Dass man gerade auf die Donauplatte übersiedelt ist, hat aber noch einen anderen Grund: Seit Kurzem ist das Unternehmen auch einer der beiden Kongress-Caterer im Austria Center. EU-weit ausgeschrieben wurde der Auftrag für die gastronomische Versorgung der Konferenzteilnehmer vor rund zwei Jahren. „Und im Juni 2014 haben wir erfahren, dass wir den Zuschlag bekommen haben.“

Dann begann wieder einmal ein gröberer Umbau, „weil das Ambiente wichtig ist“. In den neuen Standort hat Schlacher rund vier Millionen Euro investiert: in eine Produktionsküche, ein neues Café, ein Lager sowie Büro- und Präsentationsräume mit rund 3000 Quadratmetern Fläche. „Wir haben alles ausgehöhlt und neu gebaut“, sagt der Chef, „ganz, ganz toll“ sei es geworden. Und streut im selben Atemzug auch gleich Austria-Center-Geschäftsführerin Susanne Baumann-Söllner Rosen: „Sie hat Visionen, wohin die Zukunft für das Austria Center gehen kann.“

Regionales Essen. Visionen für den Konferenzstandort hat auch Schlacher: „Wien soll Kongressstadt Nummer eins werden.“ Wozu, wie er meint, auch das Catering beitragen könne: Essen und Trinken seien enorm wichtig, auch damit lasse sich Österreich repräsentieren. Deshalb müsse „regionales Essen“ auf den Tisch. „Nicht in dem Sinn, dass es dauernd Schweinsbraten gibt. Aber regionale Zutaten sind wichtig.“

Überhaupt sieht Schlacher das Catering – im Austria Center, in der Hofburg, aber auch für Firmen und diverse Events – zurzeit als Schwerpunkt seiner Arbeit an. Was dann doch ein bisschen überrascht: Wie passt das zum Image als „moderner Kirchenwirt“, als den er sich gern sieht?

Dieses Bild stamme aus seiner Kindheit in Obdach in der Steiermark, erzählt der Gastronom. Nach der Kirche ging man ins Wirtshaus. Und der Wirt, der wusste alles. Da gebe es Parallelen: „Ich weiß auch viel über meine Gäste. Das ist etwas sehr Persönliches.“

Aber beim Catering, da gibt es doch diese persönliche Komponente gerade nicht? Doch, meint Schlacher, in gewissem Sinn könne jeder einzelne Kellner dieses Image weitertragen, im Restaurant, aber auch bei Events. Durch den respektvollen Umgang mit dem Gast – der, wie er betont, auf Gegenseitigkeit beruhen müsse. Und wichtig sei es auch, „dass man den Leuten die Möglichkeit gibt runterzukommen. Wir leben in einer unglaublich schnellen, gestressten Zeit. Da wollen die Leute in Ruhe gelassen werden. Und nicht, dass beim Essen dauernd der Kellner neben ihnen steht. Sie wollen auch nicht steif dasitzen müssen. Und es ist lästig, wenn man schon die Speisekarte nicht versteht.“

Rund 200 fixe Mitarbeiter hat die Motto Group im Winter, etwa 250 im Sommer. Für das Catering kommen dann noch bis zu 300 oder 400 weitere dazu, jeweils für die einzelnen Events. „Das sind immer dieselben Leute. Die meisten kommen immer wieder.“


Immer schwarze Zahlen. Das Unternehmertum war Schlacher nicht in die Wiege gelegt. Als Sohn eines Eisenbahners wuchs er in einfachen Verhältnissen auf und begann auch selbst eine Lehre bei den ÖBB. Nebenbei kellnerte er – das begeisterte ihn sichtlich mehr.

Rote Zahlen geschrieben habe er in seiner Unternehmerlaufbahn nie, sagt Schlacher. Er habe auch nie wirklich Angst vor dem Risiko gehabt, nicht einmal damals bei der Neueröffnung des Motto: „Ich habe gesagt, im schlimmsten Fall muss halt einer den ganzen Tag in der Küche stehen und einer kellnern, das muss dann eben auch reichen.“

Demnächst könnte der umtriebige Gastronom auch noch unter die Hoteliers gehen: Seit einer Weile gibt es das Gerücht, er plane gemeinsam mit Michael Tojner ein Hotelprojekt in Wien. Gespräche gebe es, sagt er dazu knapp. Damit an die Öffentlichkeit gehen werde man, wenn es so weit ist. Und ja, das wäre eine neue Herausforderung.

Die Motto Group

1991 übernahm Bernd Schlacher das Restaurant Motto in der Schönbrunner Straße.

2001 gründete er die Cateringfirma Motto-Catering. Sie war zunächst ebenfalls in der Schönbrunner Straße angesiedelt, bis dieser Standort zu klein wurde.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.10.2015)

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