Bank Austria: Ein Drittel der Mitarbeiter ist unkündbar

PK BANK AUSTRIA ´JAHRESERGEBNISSE 2009´: VORSTANDSVORSITZENDER CERNKO
PK BANK AUSTRIA ´JAHRESERGEBNISSE 2009´: VORSTANDSVORSITZENDER CERNKO(c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
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Der US-Hedgefonds Cerberus weigert sich, für die teuren Altverträge der Bank-Austria-Mitarbeiter aufzukommen.

Wien. Bei den Verhandlungen über einen Teilverkauf der Bank Austria spießt es sich an den Personalkosten. Die Bank Austria hat in Österreich 9400 Mitarbeiter. Wie „Die Presse“ aus Kreisen der Personalvertretung erfahren hat, ist ein Drittel der Belegschaft unkündbar. Aus den verschiedenen Dienstrechten summieren sich Pensionsansprüche, Anwartschaftsrechte und weitere Belastungen in der Höhe von drei bis vier Milliarden Euro. Dem Vernehmen nach ist der US-Hedgefonds Cerberus nicht bereit, für die teuren Altverträge aufzukommen.

Cerberus will das Privatkundengeschäft der Bank Austria übernehmen und mit der Bawag fusionieren. Doch das hat nur Sinn, wenn es zu massiven Einsparungen kommt. „Das Ganze ist symptomatisch für die österreichische Bankenbranche“, sagt Wifo-Experte Franz Hahn. So wie es derzeit aussehe, könnte das Bank-Austria-Privatkundengeschäft zum Nulltarif „verscherbelt“ werde. „In der österreichischen Bankenlandschaft hat man zu viel verschlafen“, so Hahn. Die mangelnde Rentabilität im Inland sei lange Zeit durch die Osteuropa-Expansion verdeckt worden. Dass die Banken im Inland so wenig verdienen, hänge laut Hahn nicht nur mit den niedrigen Zinsen, sondern auch mit den hohen Personalkosten zusammen. Der Wifo-Experte schätzt, dass Österreichs Banken rund ein Drittel ihrer Mitarbeiter entlassen müssten, um ähnlich profitabel zu sein wie Banken in anderen Ländern.

Bei den lukrativen Altverträgen könne man „nichts tun“, so Hahn. Denn diese seien rechtlich gut abgesichert wie die Beispiele bei der Nationalbank zeigen.

Die Macht des Betriebsrats

Die Bank Austria ist aus der früheren Zentralsparkasse der Stadt Wien hervorgegangen. Um die Mitarbeiter mit den lukrativen Verträgen abzusichern, bestand die Stadt Wien auf eine komplizierte Konstruktion. So gehören der Stadt-Wien-nahen AVZ-Stiftung und dem Betriebsratsfonds Namensaktien der Bank Austria. Damit können die AVZ-Stiftung und der Betriebsratsfonds einen Teilverkauf der Bank Austria an den US-Hedgefonds Cerberus verhindern. Im Vorstand der AVZ-Stiftung sitzen aktive und ehemalige Betriebsräte. In keiner anderen Bank verfügt der Betriebsrat über eine solche Sonderstellung.

Trotz der Machtfülle haben der Betriebsrat und die AVZ-Stiftung in der Vergangenheit alle wichtigen Umstrukturierungen mitgetragen. Im Gegenzug wurden die teuren Altverträge nicht angetastet.

Die Bank Austria nahm in den vergangenen Jahren viel Geld in die Hand, um mit Zustimmung des Betriebsrats hunderte Mitarbeiter abzubauen. Wolfgang Katzian, Vorsitzender der Gewerkschaft GPA-djp, sagte am Mittwoch zur „Presse“: „Wir unterstützen den Betriebsrat hundertprozentig bei seinen Bemühungen um Erhalt von Arbeitsplätzen und sozial verträgliche Lösungen.“

Bei anderen Banken schüttelt man über die Vorgänge den Kopf: Zuerst habe die Gewerkschaft die Bawag an den US-Hedgefonds Cerberus verkauft. Cerberus wollte die Bawag weiterverkaufen, doch das ist bislang gescheitert. Nun hofft Cerberus auf Einsparungseffekte durch eine Teilübernahme der Bank Austria. Und die Einzigen, die das unterbinden können, sind der Betriebsrat und die Stadt-Wien-nahe AVZ-Stiftung.

AUF EINEN BLICK

Die italienische UniCredit will im Zuge eines Sparprogramms 10.000 Mitarbeiter abbauen. Die Details dazu sollen am 11. November bekannt gegeben werden. Fest steht allerdings bereits, dass die deutsche Tochter HypoVereinsbank nicht veräußert wird. Völlig anders ist die Situation bei der Bank Austria. Hier prüfen die Italiener, Teile der Bank Austria an den US-Finanzinvestor Cerberus zu veräußern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.10.2015)

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