Oberösterreich: Die schwarz-blauen Zwangspartner

OBER�STERREICH / SONDIERUNGSGESPR�CHE �VP-FP�: P�HRINGER / HAIMBUCHNER
OBER�STERREICH / SONDIERUNGSGESPR�CHE �VP-FP�: P�HRINGER / HAIMBUCHNER(c) APA/ WERNER KERSCHBAUM
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Der Beinahepriester und der besonnene Blaue: Korrekt, aber nicht innig ist die Zusammenarbeit zwischen ÖVP-Dauerbrenner Pühringer und FPÖ-Personalreserve Haimbuchner.

Linz. Es ist das Gegenteil einer Liebesheirat. Oberösterreichs schwarzer Langzeitlandeshauptmann Josef Pühringer und sein künftiger Stellvertreter, FPÖ-Obmann Manfred Haimbuchner, mach(t)en daraus gar kein Hehl. Als „professionell, korrekt“ wird deren Verhältnis beschrieben. Letztlich bleibt beiden keine wirkliche Alternative, wenn morgen, Freitag, der Landtag zur konstituierenden Sitzung zusammentritt. Schwarz-Grün ging sich rechnerisch nicht mehr aus, Schwarz-Rot würde der Makel der Verlierer anhaften, und für eine schwarz-rot-grüne Trotzallianz gegen Blau hätten die Oberösterreicher kaum Verständnis.

Daher nun also Pühringer, der Ende Oktober 66 wird, und der 37-jährige Haimbuchner mit einem schwarz-blauen Arbeitsübereinkommen. Eine eher schwierige Vater-Sohn-Situation. Kein Verhältnis, das von besonderer Herzlichkeit gekennzeichnet ist, sondern dem politischen Stärkeverhältnis geschuldet.

Dabei gibt es Parallelen zwischen den beiden Parteichefs, die die Verhandlungen zwischen ÖVP und FPÖ geführt haben. Beide wurden schon im Elternhaus in jungen Jahren mit Politik konfrontiert: Pühringers Vater, ein Schneidermeister, war einst in Traun ÖVP-Ortsparteichef. Der Pepi hörte unter dem Bügeltisch politischen Gesprächen zu. Haimbuchners Vater war lang FPÖ-Bürgermeister und dann Landtagsabgeordneter.

Juristen machen Parteikarriere

Es ist nicht die einzige Gemeinsamkeit: Beide sind zielstrebig, ehrgeizig. Beide sind Juristen. Dabei schwankte Pühringer in Bubenträumen zwischen Briefträger und Priester. Neben dem Jusstudium arbeitete er immerhin als Religionslehrer. In der Partei kämpfte er sich über die Junge ÖVP, als Landesparteisekretär, Landesrat bis 1995 zum Nachfolger von Ratzenböck hoch. Bei Haimbuchner folgte auf den Gemeinderat ab 2006 ein Mandat im Nationalrat, 2010 übernahm der besonnene „Anti-Rebell“ mit gut 30 Jahren Oberösterreichs FPÖ.

Noch Anfang Oktober hat der FPÖ-Chef vermutet, mit Pühringer werde es keine schwarz-blaue Zusammenarbeit im Land geben. Das fußte auf den Vorbehalten des schwarzen Landeshauptmannes gegen die FPÖ. 2003 stimmte er im ÖVP-Bundesparteivorstand gegen eine Verlängerung von Schüssels schwarz-blauer Koalition. Kärnten und der Umstand, dass nun Steuerzahler und Republik das Finanzdebakel der Hypo Alpe Adria ausbaden müssen, ließen die Bedenken noch wachsen.

Pühringer, an sich bekennender christlich-sozialer Großkoalitionär, holte 2003 lieber die Grünen in eine Koalition. Nach zwölf Jahren erfolgt der Schwenk zur FPÖ: Um der ÖVP nach dem Absturz bei der Wahl die Macht zu erhalten und unter Druck von Wirtschaftskreisen, zu denen der nationalliberale Haimbuchner mit einem Klub seit Jahren Kontakte aufgebaut hatte. Der FPÖ-Chef musste selbst etwas heimbringen: Ein Scheitern nach der Stimmenverdopplung auf 30,4 Prozent hätte man ihm auch nicht verziehen.

Polterer sind beide nicht, obwohl Haimbuchner im Wahlkampf so hinlangte, dass Pühringer ihm „Hetze“ gegen Ausländer vorwarf. Pühringer ist jemand, der Ziele hartnäckig verfolgt. Einer, der grantelt, wenn etwas schiefgeht. Haimbuchner ist um Harmonie bemüht. Das Fehlen der letzten Brutalität galt bisher eher als Schwäche.

Einen großen Unterschied gibt es: Pühringer war 2009 im Zenit, jahrelang Machtfaktor im Bund. Haimbuchners Karriere könnte ihn bis ins Justizministerium führen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.10.2015)

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