Pointen und "politische Predigt": Die Viennale ist eröffnet

Eröffnungsgala der Viennale 2015
Eröffnungsgala der Viennale 2015APA/HERBERT NEUBAUER
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Zum Auftakt der 53. Viennale hatte Präsident Pleskow die Lacher auf seiner Seite. Festivaldirektor Hurch und Kulturstadtrat Mailath-Pokorny mahnten Haltung ein.

Es war eine Viennale-Eröffnung, wie sie im Buche steht: Mit einer "politischen Predigt" von Festivaldirektor Hans Hurch, treffsicheren Pointen vom mittlerweile 91-jährigen Viennale-Präsidenten Eric Pleskow und einer mahnenden Rede von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) startete Österreichs größtes Filmfestival am Donnerstagabend im Wiener Gartenbaukino in seine 53. Ausgabe.

Farbe brachte dabei jene Frau in die Veranstaltung, die Cate Blanchett und Rooney Mara für den Eröffnungsfilm "Carol" einkleidete: Für Sandy Powell, Kostümbildnerin und dreifache Oscarpreisträgerin, sei Todd Haynes' Melodram "einer der schönsten Filme, bei denen ich je gearbeitet habe", sagte die Britin mit knallorangenen Haaren und bunt gestreiftem Jackett. Ihr erster Wien-Besuch werde sie in den kommenden Tagen jedenfalls zu "den Klimts, den Schieles und den Munchs", aber auch in manch "schäbige Bars" und zu Flohmärkten führen.

Den ersten Besuch nach drei Jahren gesundheitlich bedingter Pause stattete indes Eric Pleskow Wien und "seiner" Viennale" ab. "Alles wie beim Alten", bemerkte der mittlerweile auf den Rollstuhl angewiesene, aber nichtsdestotrotz schlagfertige Pleskow angesichts der geschlagenen Wien-Wahl auf der Bühne. Und versicherte augenzwinkernd, er wäre auch bei einem Sieg der FPÖ wieder aus seiner Wahlheimat USA in jene Stadt zurück gekommen, aus der ihn die Nazis einst vertrieben haben. "Diesmal wäre ich gekommen, um euch zu trösten und zu sagen, dass ihr kein Monopol auf blöde Wähler habt", so der Hollywood-Produzent, dessen Trost nun vor allem einem Bundesland gilt: Dass nämlich sein "guter Freund" Arnold Schwarzenegger ausgerechnet die TV-Show "Celebrity Apprentice" des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump beerbe, "ist für die Steiermark eine totale Blamage".

"Modell des Durchlavierens"

Auch bei Mailath-Pokorny kam die aktuell im nationalen Fokus der Flüchtlingskrise stehende Steiermark nicht gut weg, könne man das "Modell des Durchlavierens" nach jüngsten Äußerungen des steirischen Landeshauptmanns Hermann Schützenhöfer (ÖVP) doch genauso gut das "steirische Modell" nennen. Während "FPÖ, SVP, Pegida und wie sie alle heißen" den Weg der Verhetzung gingen, sei auch der Zugang, Menschen einzig die Angst zu nehmen, ein "grundlegend falscher". "Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar", zitierte Mailath erst Ingeborg Bachmann und dann auch Angela Merkel: "Wir schaffen es. Das ist die wichtigste Botschaft, die wir den Menschen geben können."

Wenn die Wiener Wahl etwas bewiesen habe, dann, dass Haltung "in grundsätzlichen gesellschaftspolitischen Fragen notwendig und mehrheitsfähig" sei - ein Punkt, in dem zwischen Mailath und Hurch Einigkeit herrschte. Gut stehe es dennoch nicht um uns - das machte Hurch teils im Gebetston mit seiner bereits 19. "politischen Predigt" als Viennale-Direktor klar -, wenn FPÖ-Vizebürgermeister Johann Gudenus "in der Flüchtlingsfrage schon mal von Umvolkung spricht", ÖBB-Chef Christian Kern allein dadurch, dass er "ein paar (Züge, Anm.) fahren lässt", schon zum Kanzlerkandidat wird, und Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) in Zeiten der Globalisierung "das Haus der Kulturen zugunsten eines Hauses der österreichischen Identität" verkleinern wolle. Die Viennale, die bis 5. November in fünf Wiener Innenstadtkinos läuft, werde jeweils erneut eine Debatte darüber anstoßen, "was Kunst und Kultur sein kann". "Ansonsten geht meine Predigt im nächsten Jahr weiter."

(APA)

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