Premier Cerar will zunächst abwarten, ob der EU-Sondergipfel am Sonntag eine europäische Lösung bringt. Wenn nicht, müsse man auf eigene Faust agieren, und da sei ein Zaun gegenüber Kroatien denkbar.
In der Flüchtlingskrise erwägt nun auch Slowenien den Bau eines Zaunes an der Grenze: Sollten Deutschland und Österreich ihrerseits die Grenzen dichtmachen, schließe man einen Zaun gegenüber Kroatien nicht mehr aus, wie Premierminister Miro Cerar in der Nacht auf Freitag im öffentlich-rechtlichen Fernsehen sagte.
Derzeit gebe es zwar "keine Hinweise" darauf, dass Österreich und Deutschland ihre Grenzen schließen könnten. Trotzdem werde die Option der Errichtung eines Grenzzauns erwogen. Zuerst wolle man abwarten, ob es zu einer gesamteuropäischen Lösung kommt. Dabei hofft man auf den Flüchtlings-Sondergipfel am Sonntag. "Wenn wir die Hoffnung auf der europäischen Ebene verlieren, werden alle Optionen zur Verfügung stehen, denn dann sind wir uns selbst überlassen."
670 Kilometer "anspruchsvolles Terrain"
Ein Zaun wäre allerdings ein sehr herausforderndes Projekt, wie Cerar andeutete. Einerseits wegen der Länge der Grenze mit Kroatien, die sich auf 670 Kilometer und einem "sehr anspruchsvollen Terrain" erstreckt. Ein Zaun an sich wäre laut Cerar auch nicht ausreichend, man müsste ihn auch rund um die Uhr bewachen. "Für ein Land mit relativ kleiner Bevölkerung und begrenzten Ressourcen ist das viel schwieriger als für ein größeres Land."
Allein am Donnerstag waren mehr als 9300 Flüchtlinge nach Slowenien gedrängt, wie jüngste Polizeidaten zeigen. Freitag früh (Stand bis 8.00 Uhr) befanden sich knapp 13.900 Flüchtlinge im Land. Seither haben sich aber Tausende nach Österreich aufgemacht. Seit vergangenem Samstag, als Slowenien zum neuen Transitland auf der Balkanroute wurde, sind mehr als 48.800 Flüchtlinge in dem Zwei-Millionen-Einwohner-Staat gezählt worden.
Ungehinderter Auszug
Laut Polizei haben rund 4500 Menschen die Nacht im größten Zeltlager in Sentilj an der Grenze zur Steiermark verbracht. Gegen 9.00 Uhr haben demnach alle Flüchtlinge auf eigene Faust die Unterkunft in Richtung Spielfeld verlassen. Auch aus dem Lager Gornja Radgona, wo mehr als 1100 Menschen die Nacht verbrachten, sind in der Früh die ersten Flüchtlinge nach Bad Radkersburg aufgebrochen. Nach Angaben der Polizei bestand die erste Gruppe aus rund 600 Personen. In den vergangenen Tagen war es zu Gewaltakten in einem slowenischen Flüchtlingslager gekommen. (ag.)