Flüchtlinge: 45 Leichen an libyscher Küste angespült

Auch vor Lesbos ist wieder ein Flüchtlingsboot gekentert.

An der Küste Libyens sind 45 Leichen von Flüchtlingen angespült worden. An drei Uferabschnitten östlich von Tripolis habe der Libysche Rote Halbmond die Toten bis zum Samstagabend geborgen, sagte ein Sprecher am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Der Osten des Bürgerkriegslandes gilt als Drehkreuz für den Menschenschmuggel von Nordafrika über das Mittelmeer. Unter anderem von der Stadt Zuwara aus starten viele - oftmals schrottreife und überfüllte - Boote in Richtung Europa.

Die Hilfsorganisation Libyscher Halbmond teilte anderen Angaben zufolge mit, Anrainer hätten an Stränden um die Hafenstadt Zliten 29 angeschwemmte Leichen von Flüchtlingen entdeckt. Die Suche nach weiteren Leichen sei im Gange.

Ob die gefundenen Leichen die Folge eines oder mehrerer Schiffsunglücke waren und welche Nationalität die Opfer hatten, blieb zunächst unklar. Libyschen Medienberichten zufolge stammten die Flüchtlinge aus verschiedenen afrikanischen Ländern. Das Ziel der meisten Flüchtlinge ist die italienische Insel Lampedusa. Sie ist etwa 300 Kilometer von der libyschen Küste entfernt.

Bis zum 15. Oktober haben in diesem Jahr laut Internationaler Organisation für Migration (IOM) 137.000 Menschen Italien auf dem Seeweg erreicht - ein Großteil startet in Libyen. Mehr als 2800 Migranten starben auf dem Weg.

Im Herbst wird das Wetter über dem Mittelmeer unbeständiger und die See rauer. Zum Jahresende wagen erfahrungsgemäß deutlich weniger Flüchtlinge eine Überfahrt als während der Sommermonate.

Unterdessen sind beim Kentern eines Flüchtlingsboots während der Überfahrt von der Türkei zur Ägäisinsel Lesbos am Sonntag nach Angaben der griechischen Küstenwache mindestens drei Menschen ums Leben gekommen, eine Frau und zwei Kinder. Das Boot mit etwa 60 Menschen an Bord stieß demnach im Morgengrauen gegen der Insel vorgelagerte Felsen an der Ostküste.

Gut ein Dutzend der Insassen, unter ihnen Afghanen, sei ins Wasser gestürzt. Die meisten konnten den Angaben zufolge nicht schwimmen und verfügten nur über Schwimmwesten schlechter Qualität. Die Besatzungen eines Patrouillenboots und eines Hubschraubers der EU-Grenzschutzbehörde Frontex fanden die drei Leichen. Weitere Todesopfer wurden befürchtet.

Die Suche der griechischen und türkischen Küstenwache nach einem zweijährigen Buben aus Afghanistan, der am Samstag auf dem Weg von der Türkei nach Lesbos aus einem Flüchtlingsboot gefallen war, verlief zunächst erfolglos. Das Boot war Medienberichten zufolge völlig überladen, zudem hatte es bei der Überfahrt mit starkem Wind und Regen zu kämpfen.

Ungeachtet des schlechten Wetters und der stürmischen See traf in der zurückliegenden Woche laut IOM eine Rekordzahl von 48.000 Flüchtlingen in Griechenland ein. Mehrere Menschen kamen bei der Überfahrt ums Leben.

Die griechischen Behörden befürchten, dass die Zahl der Toten mit dem Beginn des Winters weiter ansteigt. Um ihre Boote trotz schlechten Wetters vollzubekommen, werben viele Schlepper mit günstigeren Preisen für die Überfahrt. Seit Jahresbeginn sind im gesamten Mittelmeer bereits rund 3.000 Flüchtlinge ertrunken.

(APA/dpa/AFP)

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