Im Osten Österreichs steigt die Arbeitslosigkeit am stärksten

Die Presse (Clemens Fabry)
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Auf 13,5 Prozent soll die Arbeitslosenrate heuer in Wien steigen. Gesamtösterreichisch sieht die Bank Austria die Quote bei 9,2 Prozent.

In Österreich wird die Arbeitslosenquote 2015 in allen Bundesländern höher sein als voriges Jahr. Die Bandbreite reicht dabei von sechs Prozent (Salzburg) bis zu 13,5 Prozent in Wien. Zu dieser Einschätzung kommen die Ökonomen der Bank Austria in ihrer aktuellen Bundesländer-Konjunkturanalyse. Gesamtösterreichisch sehen die Volkswirte die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2015 bei 9,2 Prozent. Am stärksten zunehmen dürfte sie in Wien, Niederösterreich, dem Burgenland und der Steiermark. In diesen Bundesländern steigt das Arbeitskräftepotenzial besonders stark.

Weil sich im bisherigen Jahresverlauf trotz moderater Erholung der Wirtschaft quer durch alle Bundesländer die Lage am Jobmarkt verschärft hat, lag die Arbeitslosenquote bereits bis September im Österreich-Schnitt saisonbereinigt bei 9,2 Prozent und damit um einen halben Prozentpunkt über dem Wert vom Jahresanfang 2015. Es werden weiter keine positiven Impulse am Jobmarkt gesehen.

Bauwirtschaft als Konjunkturbremse 

Als Konjunkturbremse wirkte im ersten Halbjahr in fast allen Bundesländern die Bauwirtschaft. Hier dämpfen die Investitionszurückhaltung der Unternehmen und beschränkte finanzielle Handlungsspielräume der öffentlichen Hand. Laut Bank-Austria-Studie kam es am Bau im Burgenland, in Wien, Oberösterreich und Salzburg zu den stärksten Einbrüchen. Nur im Süden (in Kärnten und der Steiermark) trug der Bau zum Wirtschaftswachstum insgesamt positiv bei.

Positive Impulse für die Konjunktur sind für die Bank-Austria-Experten von den Dienstleistungsbranchen zu erwarten, namentlich vom Handel, aber auch vom Tourismus, wo einige Bundesländer Rekorde meldeten. Der Industrie werden Vorzeichen für einen Fortgang des Aufwärtstrends bescheinigt.

Zum einen nehme zwar der globale Gegenwind aus Wachstumsmärkten zu, zum anderen gebe es Rückenwind durch eine Erholung in Europa, meint die Bank. Das sollte den österreichischen Bundesländern zum Jahresausklang 2015 mehr Schwung verschaffen. "Das schwierige Jahr 2015 werden die meisten Bundesländer mit höheren Wachstumsraten abschließen können als im Vorjahr", befanden die Bank-Austria-Ökonomen Stefan Bruckbauer und Walter Pudschedl am Dienstag. In der ersten Jahreshälfte lagen drei Bundesländer über dem Österreich-Durchschnitt: Oberösterreich, das Burgenland und Salzburg.

Oberösterreich erklimmt Wachstumsspitze

Österreichweit erwartet Bruckbauer für das BIP für 2015 ein Plus von 0,9 Prozent (Vorjahr: 0,4 Prozent). Oberösterreich sollte dabei heuer die Wachstumsspitze erklimmen (1,9 Prozent) und damit den vorjährigen regionalen Wachstumskaiser Vorarlberg ablösen. Auch für das Burgenland werden dieses Jahr wieder mehr als ein Prozent Zuwachs beim regionalen BIP erwartet, konkret 1,3 Prozent. Für Salzburg und Tirol werden 1 Prozent Zuwachs gesehen. Schlusslicht ist Wien mit 0,4 Prozent.

Insgesamt werden der Schätzung nach 2015 nur zwei der neun Bundesländer schwächere Wachstumsraten als 2014 haben: Vorarlberg und Tirol; ausgehend aber vor hohen Vorjahreswerten.

Für 2016 erwartet die Bank Austria für Österreich eine Wachstumsbelebung auf 1,5 Prozent. Dabei sollten auch die Wachstumsunterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern kleiner werden. Gute Wachstumschancen sollten stärker außenhandelsorientierte Länder (Vorarlberg, Oberösterreich, Steiermark), aber auch die klassischen Dienstleistungshochburgen (Wien, Salzburg) vorfinden.

(APA)

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