Die Europäische Zentralbank (EZB) will sich bei der Wahl ihrer geldpolitischen Instrumente zur Ankurbelung der Inflation nicht einschränken
Frankfurt. „Es gibt keine Tabus“, sagte EZB-Chefvolkswirt Peter Praet zur Nachrichtenagentur AFP. Es gebe ein zunehmendes Risiko, dass die Teuerung im Währungsraum nicht bis 2017 wie ursprünglich prognostiziert zu einem Niveau zurückkehre, das für ein gesundes Wirtschaftswachstum sinnvoll sei.
EZB-Präsident Mario Draghi hatte vergangene Woche die Tür für eine Ausweitung des aktuell auf 1,14 Billionen Euro angelegten Anleihekaufprogramms weit geöffnet, sollte dies erforderlich werden. Mit der Geldflut will die EZB erreichen, dass Anleiheninvestments für Banken unattraktiv werden. Sie sollen lieber Kredite an Firmen und Haushalte vergeben, was Konjunktur und Inflation anschieben würde.
Doch bisher war der Effekt auf die Teuerung gering, denn die Preise sind in der Eurozone im September sogar um 0,1 Prozent gefallen. Die EZB strebt aber als idealen Wert für die Wirtschaftsentwicklung mittelfristig eine Steigerung von knapp unter zwei Prozent an. Auch die Kreditvergabe der Banken kommt kaum in Schwung. Die Geldhäuser vergaben im September nur um 0,1 Prozent mehr Kredite an Unternehmen außerhalb des Finanzsektors als im Vorjahreszeitraum. Die Kreditvergabe an Haushalte legte um 1,1 Prozent zu. (Reuters/red)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2015)