OMV: Finanzvorstand David Davies soll abgelöst werden

PK OMV AG: GD GERHARD ROISS/DAVIES
David DaviesAPA/HERBERT PFARRHOFER
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"Die Presse"-Exklusiv. Zuerst wurde der Konzernchef ausgetauscht, dann der Vorstand für Produktion. Nun ist nach „Presse“-Informationen David Davies, der Finanzvorstand der OMV, an der Reihe.

Wien. Das Kommen und Gehen in der Vorstandsetage der OMV setzt sich fort und steuert voraussichtlich schon bald einem neuen Höhepunkt zu. Konkret soll die Ablöse des Finanzvorstandes, David Davies, bevorstehen, wie „Die Presse“ gleich aus drei unterschiedlichen Quellen erfahren hat: Die Hearings mit den potenziellen Nachfolgern seien bereits im Gang. Der Wechsel werde voraussichtlich gegen Ende des ersten Quartals 2016 erfolgen, wenn die Bilanz für 2015 steht.
Der OMV-Konzern selbst wollte diese Information auf Anfrage am Mittwoch weder bestätigen noch dementieren. „Es wird Sie wohl nicht überraschen, dass wir diese Fragen nicht kommentieren bzw. nicht kommentieren können“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme der OMV-Pressestelle, in der teils auf die Zuständigkeit des Aufsichtsrates, teils auf die Regeln des Kapitalmarktrechts verwiesen wird. Diese würden klar vorschreiben, „wann, wie und worüber zu informieren ist: nämlich dann, wenn es klare Entscheidungen oder Fakten gibt“. „Die Presse“ konnte Aufsichtsratschef Peter Oswald bis Redaktionsschluss nicht erreichen.

Austausch der alten Riege

Dass die OMV diese Schlüsselposition neu besetzen werde, war schon Ende des Vorjahres ruchbar geworden, als man den Headhunter Spencer Stuart damit beauftragt hatte, eine geeignete Person zu suchen. Das hat damals für Verwunderung gesorgt, schließlich läuft Davies' Vertrag bis 31. März 2017. Aber der gebürtige Engländer – so die inoffizielle Diktion – sollte so als Joker für den Posten des Konzernchefs freigespielt werden, falls man für die Nachfolge von OMV-Vorstand Gerhard Roiss keine geeignete Person finden würde.
Inzwischen ist Roiss Geschichte. Und nun offenbar auch bald Davies. Er wäre der nächste große Abgang, seit Ex-Wintershall-Chef Rainer Seele im heurigen Juli das Ruder bei der OMV übernommen hat und den Umbau des Konzerns in Windeseile vorantreibt. Ende August wurde auch Jaap Huijskes, Vorstand für Produktion, durch Johann Pleininger ersetzt.
War Huijskes laut OMV „auf eigenen Wunsch“ und „im besten Einvernehmen“ aus dem Konzern ausgeschieden, so ist zumindest vom Wunschmotiv bei Davies nichts bekannt. Insofern ist davon auszugehen, dass die OMV die frühzeitige Ablöse auch einiges kosten wird. Auch für Huijskes' Ausscheiden griff der Konzern tief in die Tasche. Ähnlich die Situation bei Roiss, dessen Vertrag bis März 2017 gelaufen wäre und dem sein reibungsloser Abgang finanziell vollumfänglich abgegolten wurde.
Der kostspielige Austausch der alten Riege dient einem höheren Ziel: Nur ein neues Team wird Seeles neue Konzernstrategie vollauf mittragen. Zumindest von Huijskes weiß man, dass seine Zusammenarbeit mit Seele nicht reibungslos funktioniert hat und er die Neuausrichtung nicht unterstützen wollte. Davies wiederum, der in der Branche einen sehr guten Ruf genießt, steht als längstdienender OMV-Vorstand für die Kontinuität des Unternehmens.

Auf zur neuen Strategie

Nun nimmt Seele die Zügel im Unternehmen immer mehr in die Hand. Wie Seeles Strategie am Ende aussehen wird, ist im Detail noch offen und wird erst Anfang des kommenden Jahres kommuniziert werden.
Klar ist allerdings, dass Seele die Roiss-Linie aufgibt, Aktivitäten auf sichere Förderregionen zu konzentrieren. Die OMV müsse „profitabler werden, und sie muss dafür mehr Risiko nehmen“, hatte Seele vor wenigen Wochen erklärt. Nach jetzigem Informationsstand wird das Risiko nicht nur verlagert, es wird auch stark bei vorwiegend einem neuen Kooperationspartner gebündelt: der russischen Gazprom.
Mit ihr bereitet Rainer Seele einen milliardenschweren Tausch von Vermögenswerten (Asset Swap) vor. Auch wird sich die OMV mit zehn Prozent am Ausbau der russischen Gaspipeline Nord-Stream durch die Ostsee beteiligen. Als dritten Pfeiler der Kooperation hat die OMV in der Vorwoche mit Gazprom vereinbart, auch die Möglichkeit von Öllieferungen an die OMV aus dem Portfolio des Gazprom-Konzerns zu prüfen.
In Österreich selbst verkauft Seele die Hälfte am OMV-Gasleitungsnetz Gas Connect Austria.


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