French Open: „Das war meine Krönung“

(c) Reuters (Regis Duvignau)
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Roger Federer triumphierte erstmals in Paris und schrieb Tennis-Geschichte. Er fertigte den Schweden Robin Söderling 6:1, 7:6, 6:4 ab und war es los, dieses Gefühl, Paris als Verlierer verlassen zu müssen.

PARIS(finne). Er schrie, weinte und jubelte, fuhr sich durchs Haar und ließ diesen Augenblick auf sich wirken. Dazu applaudierten 15.000 Zuschauer in der Arena Philippe Chartriere und feierten den neuen French Open-Sieger. Nichts hatte sich Roger Federer sehnlicher gewünscht als diesen Titel. 13 Grand-Slam-Siege hatte er zu Buche stehen, doch noch nie konnte er in Paris gewinnen. Dreimal musste er zusehen, wie ihm Rafael Nadal im Endspiel den Traum zerstörte. Dreimal war er hoffnungslos dagestanden, allein, geschlagen. Aber ein viertes Mal sollte es dem 27-jährigen Tennis-Star nicht passieren. Er fertigte den Schweden Robin Söderling 6:1, 7:6, 6:4 ab und war es los, dieses Gefühl, Paris als Verlierer verlassen zu müssen.

Regen und ein Eindringling

An diesem Sonntag konnte nichts und niemand Roger Federer von seinem Vorhaben abbringen. Weder der stets einsetzende Regen noch ein Störenfried, der zu Beginn des ersten Satzes zu ihm auf den Platz gestürmt war und nur mit Mühe von den Sicherheitsleuten eingefangen werden konnte. Zu fokussiert, zu zielorientiert und zu hungrig auf diesen Titel war er. Denn es stand viel auf dem Spiel. Diesmal würde er ein besonderes Kapitel seiner Erfolgsgeschichte schreiben. Er ist nun der insgesamt erst sechste Spieler, der den Karriere-Grand-Slam geschafft hat. Zuletzt hatte es 1999 Andre Agassi vollbracht – in Paris. Vor ihm hatten nur Fred Perry (1935/Paris), Don Budge (1938/Paris) sowie die Australier Rad Laver (1962/US Open) und Roy Emerson (1964/Wimbledon) auch im vierten Grand-Slam-Turnier triumphiert. Agassi, der sich dieses Spiel „um nichts in der Welt entgehen lassen“ wollte, wusste, dass es Federer schaffen würde. „Und ich glaube, dass es sein Leben verändern wird. Wir haben Geschichte erlebt. Ihm beim Spielen zuzuschauen ist etwas ganz Besonderes.“

In Nadals „Wohnzimmer“

Sein Verlangen nach diesem Titel wurde auch von einem weiteren Motiv getrieben. In Melbourne hatte er nach der Finalniederlage – wieder war es Nadal – wie ein Kleinkind geweint. Denn mit dem 14. Grand Slam hätte er die von Pete Sampras gehaltene Bestmarke eingestellt. Nadal tröstete ihn damals mit den Worten: „Roger, beruhige dich – du wirst diesen Sieg schon noch schaffen.“

Dass es schon wenige Monate später in seinem „Wohnzimmer“ passieren würde, war dem Spanier freilich weder bewusst noch in Wahrheit eigentlich recht. Denn jetzt ist auch Roger Federer endgültig als „Sandplatz-König“ in der Tennisszene anerkannt. Und tatsächlich, der Schweizer sah es auch so, es war „meine Krönung“, sagt er. Ob aber nicht doch ein klitzekleiner Makel dabei ist, immerhin hat er gewonnen, ohne Nadal dabei zu besiegen. Diesen Kraftakt hat ihm schließlich der im Finale vollkommen chancenlose Schwede Robin Söderling (Federer schoss sechzehn Asse, Topspeed 215 km/h) abgenommen. „Nein“, sagt der Schweizer ganz trocken, „Sieg ist Sieg.“

Sein Glück vollendet

Dieser Erfolg bedeutet Roger Federer alles. Er jagte weitaus mehr als nur den silbernen Coupe des Mousquetaires und mehr als die 1,06 Millionen Euro Preisgeld. Geld (über 30 Millionen Euro allein an Preisgeldern) und Pokale (14 Grand Slam, 56 Turniere, 4 Masters-Titel) hat er doch schon genug. Er will der beste Tennisspieler der Welt sein, und obgleich er das für sehr viele Anhänger auch längst ist, fehlte ihm nur noch dieser eine Titel, um sein Glück vollendet zu sehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.06.2009)

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