Wurstjause im Parlament nach WHO-Warnung

Facebook (Andrä Rupprechter)
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Schinken und Speck gab es im Parlament als Antwort auf die Warnung der Weltgesundheitsorganisation, wonach verarbeitete Fleischprodukte die Entwicklung von Darmkrebs begünstigen können.

Das Landwirtschaftsministerium hat am Donnerstag demonstrativ zu einer Schinken-, Speck- und Wurstjause im Parlament geladen. Rund um die Diskussionen zur Krebsgefahr, die laut einem aktuellen Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO von verarbeiteten Fleischprodukten ausgeht, wurden die Parlamentarier in der Pause des Landwirtschaftsausschusses mit Spezialitäten aus dem Lafnitztal verköstigt.

Es gehe darum, "wegen der aktuellen Diskussion noch einmal auf die hohe Qualität unserer Lebensmittel hinzuweisen und Regionalität herauszustreichen", teilte das Ministerium zu der Wurstjause mit. "Österreichs Wurst ist und bleibt bedenkenlos die Beste", hatte Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) bereits am Dienstag auf Facebook geschrieben und die WHO-Krebswarnung als "Farce" bezeichnet. "Schinken auf die selbe Stufe zu stellen wie Asbest ist hanebüchener Unsinn und verunsichert nur die Menschen", so Rupprechter. Richtigstellen muss man hier nur, dass die WHO-Studie das Krebsrisiko bei den betroffenen Stoffen ausdrücklich nicht verglichen hat.

"Minister Rupprechter wäre gut beraten, Studienergebnisse ernst zu nehmen", richtete die SPÖ unterdessen in einer Aussendung aus. Die WHO sei die höchste Instanz in Gesundheitsfragen. "Biofleisch kann man nicht mit stark veränderten Fleischprodukten, womöglich aus Massentierhaltung, gleichsetzen", betonte die SPÖ-Sprecherin für Klein- und Mittelbetriebe und Betreiberin einer Bio-Fleischhauerei, Cornelia Ecker.

Niemand ist von Wurst abhängig

Die Warnung der Weltgesundheitsorganisation wird, so glauben Experten, nur wenige Menschen - auch abseits der politischen Bühne - zu einer dauerhaften Änderung ihrer Ernährungsgewohnheiten motivieren. Trotz dieser Einschätzung ist der Psychologe Cornel Binder-Krieglstein aber optimistisch, dass sich das Gesundheitsverhalten weiter verbessern wird.

Die Menschen, die die entsprechenden Medienberichte verfolgt haben, ließen sich in zwei Gruppen einteilen: Jene, denen die WHO-Warnung beim einen Ohr hinein und beim anderen wieder hinaus geht, und jene, die sich damit auseinandersetzen und damit ihr eigenes Verhalten infrage stellen. "Dies fällt beim aktuellen Thema leichter als etwa beim Rauchen, weil wohl niemand von Fleisch und Wurst abhängig ist und sich dreimal am Tag ein Steak brät", meinte der Fachmann. Deshalb könne man leichter etwas am eigenen Verhalten ändern.

Ohren zu, Mund auf

Wie viele Österreicher sich nun mit ihrer Ernährung beschäftigen sei nicht zu beziffern. Es komme immer auf das Thema, das Alter und die Situation des Einzelnen an, aber auch, wie die Medien dies kommunizieren, was in diesem Fall sehr gut funktioniert hätte. "Weltgesundheitsorganisation klingt schon gut, ebenso die Auswertung zahlreicher Studien", sagte Binder-Krieglstein. Und es dürfe nicht zu stark auf die Drohtaste gedrückt werden, weil sonst viele Leute einfach "abschalten". Ganz wichtig sei auch, innerhalb von vier Wochen, in denen die Motivation noch groß genug ist, sich ein neues Verhalten anzugewöhnen, das dann automatisiert wird.

Extrem kontraproduktiv seien hingegen neue Studien, die innerhalb kurzer Zeit zeigen, "dass eh alles falsch war". Man denke hier an die positiven bzw. negativen Folgen von Schokolade oder des täglichen Achtels Rotwein. Ein solches Hin und Her würde die Menschen, die sich damit auseinandergesetzt haben, natürlich vergrämen.

Von den interessierten Österreichern, die es sich leisten können, würden nach Einschätzung des Psychologen etwa 20 Prozent etwas an ihrem Ernährungsverhalten ändern. "Aber man muss schauen, womit sie Fleisch und Wurst austauschen. Mit teurem Fisch, billigem Aufstrich oder Fast Food. Und wer grillt schon einen Apfel?" Hier könne man den Menschen durchaus Hilfestellung geben und dadurch das Gesundheitsverhalten verändern. "Schließlich hat man den Menschen auch das Zähneputzen beigebracht", meinte Binder-Krieglstein.

(APA)

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