Frau Fields Gespür für Mode

Die "Sex And the City"-Stylistin hat für "Intimissimi on Ice" Unterwäsche auf die Eisfläche geschickt.

Zwischen Eiskunstläufern, Make-up-Artists, allerlei Assistenten und Presseleuten ist eine der Hauptpersonen des Abends im Backstage-Gewimmel besonders leicht zu erkennen: Patricia Field, bekannt als Stylistin von "Sex And the City" oder "Der Teufel trägt Prada". Ihr leuchtend rotes Haar ist eines ihrer Markenzeichen, das andere ist ihr Gespür für Kleidung, das schon so manche Stilikone erschaffen und der 74-Jährigen unter anderem schon zwei Emmys und eine Oscarnominierung eingebracht hat.

Neue Wege

In andere Gefilde verschlägt es die Stylistin mit ihrer Arbeit für "Intimissimi on Ice". Der Mix aus Eiskunstlauf, Dessous, Oper und Pop in der berühmten Arena von Verona trägt ihre Handschrift, der Zugang unterscheidet sich aber stark von der Leinwandtätigkeit. "Bei einem Film oder einer TV-Serie ist es sehr wichtig, den Charakter durch die Geschichte zu entwickeln. Hier ist es viel abstrakter. Wie bei jeder großen Show sind die Bilder sehr wichtig, es geht mehr um die Sichtweise und den Präsentationsstil", erklärt sie. So viele Kostüme zu entwickeln und dem Ganzen auch einen Variet - oder Revue-Anstrich zu verleihen war ein besonderer Reiz. "Nach der Show kam jemand zu mir und sagte: Das war wie Folies Berg re (Anm.: Ein Variet theater in Paris) das hat mich sehr gefreut."

Um diesen Effekt zu erreichen, war es essenziell, eine Illusion von Nacktheit zu erschaffen. Denn natürlich konnten die Athleten, die auch Sprünge und Figuren wie Toeloop, Flip, Lutz und Axel zeigten, nicht nur in Unterwäsche vor das Publikum treten. Vielmehr mussten die Kostüme auch praktische Anforderungen erfüllen.

"Wir haben transparente Stoffe genommen und auch mit den Schnitten gearbeitet, zum Beispiel halbe Kleider entworfen", präzisiert David Dalrymple, der seit 24 Jahren mit Field zusammenarbeitet und mit ihr die Kollektionen für das Modelabel House of Field designt. Dessous spielten dabei schon immer eine große Rolle. "Wir lieben Lingerie. Bei unserem Label ist es schon immer um Unterbekleidung als Oberbekleidung gegangen und um dessousartige Stoffe", so Dalrymple weiter.

Die Eiskunstläufer von ihren Ideen zu überzeugen war dabei aber nicht immer leicht. Bei den anfänglichen Fittings und Meetings zeigten sie sich noch recht steif, aber nach und nach konnten sie sich für die Kostüme inklusive BHs und Höschen begeistern.

Überraschungsreich

Zum Schluss hin waren aber nicht nur die Eiskunstläufer enthusiastisch. Patricia Field konnte nach der Generalprobe ihre Lieblingsentwürfe noch um einige erweitern. "Zuerst haben mir die bunten Looks im zweiten Akt gefallen, doch dann, als ich alles zusammen gesehen habe, war die Eröffnungsszene im ersten Akt sehr stark und schön. Und dabei kommen bei den Farben nur Schwarz und Rot vor", erklärt die 74-jährige Stilikone.
Die Erfahrung, dass die Kleiderauswahl erst ganz zum Schluss richtig Sinn ergibt, haben Field und Dalrymple schon oft gemacht. "Bei Filmen shooten sie immer pro Location, und alles ist ungeordnet. Und dann sieht man es in der richtigen Reihenfolge und denkt sich: Oh mein Gott, das hat Sinn. "

Darauf, Opern- und Popsänger, Dessous und Eiskunstlauf und alle Beteiligten mit ihrem unterschiedlichen Lebenslauf unter einen Hut zu bringen, ist auch Sandro Veronesi, Gründer und Eigentümer der Calzedonia Group, zu der auch Intimissimi gehört, stolz. Ebenso wie auf die neuartige Idee. "Wir machen sehr viel Werbung, aber manchmal will man diese in einem Magazin oder im Fernsehen gar nicht sehen. Mit der Show wollten wir Leuten etwas zeigen, was sie wirklich sehen wollen, etwas, auf das sie sich freuen."

Spätberufen

Dass die Verschmelzung der unterschiedlichen Stilrichtungen so gut funktioniert hat, ist sicher auch Patricia Field zuzuschreiben. Dabei kann die 74-Jährige als Spätberufene bezeichnet werden. Zwar eröffnete sie bereits 1966 ihren eigenen Shop im New Yorker East Village und kleidete vor allem die Partyszene des Big Apple und Drag Queens ein, doch erst 20 Jahre nach der Shoperöffnung begann sie, als Stylistin zu arbeiten. Ganz ohne Vorkenntnisse.
Eines ihrer Erfolgsgeheimnisse wird dabei ihr Gespür für Menschen sein. Egal, ob sie Touristen, TV-Charaktere oder kürzlich etwa Reality-TV-Star Caitlyn Jenner einkleidet die Persönlichkeit der Träger steht im Vordergrund, mit der Kleidung wird eine Botschaft oder eben eine Geschichte erzählt.

Einer ihrer größten Erfolge ist und bleibt wohl unbestritten "Sex And the City". Field war es, die Tutus, Manolo Blahniks, Vintage-Pelzmäntel und Namenskette zu einem Trend machte. "Ich glaube, es hatte wirklich einen Einfluss darauf, wie Frauen sich gefühlt haben, wie sie sich benommen haben, und auch darauf, wie sie sich gekleidet haben. Mit Selbstbewusstein und Selbstvertrauen. Die Zeit war reif dafür", meinte sie einmal im Gespräch mit dem britischen "Independent".

Von Normcore, dem Trend zum uniformen Einheitslook, hält die 74-Jährige naturgemäß wenig. Und das nicht nur, weil ihr Job dadurch hinfällig würde. "Das Konforme, das Untergehen in der Masse das ist furchtbar ungesund." Und weiter: "Ich weiß nicht, warum viele Menschen Angst vor Farben haben. Ich finde, dass Farbe die Stimmung des Zeitgeists widerspiegelt. Im Westen ist die Stimmung beispielsweise am Boden. Seit 20Jahren gibt es nur die Farbe Schwarz."

Zwar trägt Patricia Field auch selbst gern Schwarz, farblos würde sie aber schon aufgrund ihrer Haarfarbe nie wirken. Ihr Haar färbt sie, seit es ergraut ist und sie alle möglichen Farben ausprobiert hat. Rot gefiel ihr für ihren olivgrünen Teint ihr Vater stammt aus Griechenland, ihre Mutter aus Armenien schlichtweg am besten.
Nur um aufzufallen, trägt sie ihre Haare jedoch nicht flammenrot. "Sagen wir es so: Ich mache es den Leuten leicht, mich zu finden. Aber das habe ich erst später begriffen."

Info:

Die Reise nach Verona wurde durch Intimissimi ermöglicht.

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