Biennale: Goldene Löwen von Venedig vergeben

Tobias Rehberger und Daniel Birnbaum
Tobias Rehberger und Daniel Birnbaum(c) AP (ALBERTO PELLASCHIAR)
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Zur Eröffnung der Kunstbiennale wurden die Goldenen Löwen vergeben: An den Pavillon der USA und an den deutschen Künstler Tobias Rehberger. Ehrenpreise gingen u.a. an Yoko Ono.

Zum Auftakt der 53. internationalen Kunstbiennale durfte Tobias Rehberger (42) den Goldenen Löwen als bester Künstler entgegennehmen. Die begehrte Trophäe für den besten nationalen Beitrag ging an die USA, deren Pavillon Bruce Nauman mit seinen "Topological Gardens" gestaltet hatte.

Nach der Preisverleihung am Samstagabend öffnete die älteste und bedeutendste Ausstellung für Gegenwartskunst am Sonntag ihre Pforten fürs Publikum. Unter dem Motto "Weltenmachen" präsentieren 90 Künstler aus 77 Ländern bis zum 22. November ihre Arbeiten in der Lagunenstadt.

Cafeteria zum Kunstwerk

Der Österreich-Pavillon wird heuer von Elke Krystufek, Dorit Margreiter und dem Künstlerpaar Franziska & Lois Weinberger bespielt.

Rehberger, Professor an der Städelschule in Frankfurt am Main, überzeugte die Jury mit seiner Rauminstallation "Was du liebst, bringt dich auch zum Weinen". Dabei verwandelte er eine Cafeteria im Park der Giardini in erlebbare Kunst. Durch die Umfunktionierung des bestehenden Raumes in ein Kunstwerk, werde soziale Kommunikation zu ästhetischer Praxis, hieß es zur Begründung der Auszeichnung bei der feierlichen Eröffnung.

Standing Ovations für Yoko Ono

Die Biennale-Jury würdigte mit dem neon-blinkenden, amerikanischen Pavillon auch das über Dekaden entstandene Oeuvre von Altmeister Nauman. Standing Ovations hatte es am Samstagabend für die Japanerin Yoko Ono gegeben, die wie der Amerikaner John Baldessari mit dem Goldenen Löwen für das Lebenswerk geehrt wurde. Der Silberne Löwe für den besten Nachwuchskünstler ging an die in Berlin lebende Nathalie Djurberg aus Schweden.

Das Motto "Weltenmachen" bedeutet für den diesjährigen künstlerischen Leiter, Daniel Birnbaum, mehr als Kunst aus aller Welt. Birnbaum, der mit der Frankfurter Städelschule eine der wichtigsten Kunstakademien Deutschlands leitet, rief so viele Künstler nie zuvor an den Canal Grande. So sind erstmals auch Montenegro, Monaco, das westafrikanische Land Gabun, die Vereinigten Arabischen Emirate und der ostafrikanische Inselstaat Comoros mit von der künstlerischen Partie.Jedoch geht es bei der fünfeinhalb-monatigen Kunstschau auch um den kreativen Prozess der Künstler. Das "Weltenmachen, Fare mondi, Making worlds" bezieht sich nicht zuletzt auf die Welten der Kunstschaffenden. "Es geht darum, Kunst zu machen, und die macht jeder Künstler anders", so Birnbaum.

Deutscher Pavillon mit "Ikea"

Als "Kunstwelt" gestaltete der Brite Liam Gillick den Deutschen Pavillon unter dem Titel "Die Zukunft verhält sich immer anders": Eine schlichte Einbauküche aus Tannenholz a la Ikea in dem historischen, in den 1930er Jahren von den Nazis umgestalteten Bau sollte herrschaftliche mit demokratischer Architektur konfrontieren, wie der Kurator des deutschen Beitrags, Nicolaus Schafhausen, bei der Eröffnung erklärte. Schafhausen, Direktor des "Witte de With Center for Contemporary Art" in Rotterdam, hatte schon vor zwei Jahren das Konzept für den deutschen Pavillon erstellt.

Die Biennale zeigt sich so dieses Jahr alles andere als einheitlich - mit bisher durchaus positiven Kritiken. "Evviva! Birnbaum schert sich nicht um den Kunstmarkt!", lobte etwa der Mailänder "Corriere della Sera" am Sonntag die Vielfalt der frisch eröffneten Ausstellung.

(Ag.)

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