Die Tschechen wollen den Casinos-Einstieg rechtlich ausfechten.
Wien/Prag. Es ist beileibe kein Geheimnis: Jene zwei tschechischen Milliardäre, die die Mehrheit an der österreichischen Casinos Austria AG erwerben wollen, sind überaus verärgert. 11,34 Prozent an den Casinos halten Karel Komarek und Jiri Smecs bereits – den Anteil haben sie von der Donau Versicherung erworben. Doch mit einem weiteren Zukauf schaut es schlecht aus: Finanzminister Hans Jörg Schelling hat im Oktober sein Veto eingelegt. Heißt: Die tschechische Bietergruppe hat – im Gegensatz zu anderen Casinos-Anteilseignern – kein Vorkaufsrecht für den Erwerb anderer Aktienpakete.
Das wollen die Tschechen nicht auf sich sitzen lassen. Bereits vergangene Woche wurde der „Presse“ mitgeteilt, dass geprüft werde, gegen diesen Beschluss rechtlich vorzugehen. Nun wurde in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters nachgelegt: „Die Situation scheint uns unerhört“, wird Investor Jiri Smejc zitiert. Die tschechische Gruppe fühle sich vom österreichischen Finanzministerium diskriminiert.
„Inakzeptabel“
Smejc verweist in diesem Zusammenhang auf ein Statement Schellings, wonach die Casinos Austria in österreichischer Hand bleiben sollten. Smejc: „Das ist etwas, was in der Europäischen Union grundsätzlich inakzeptabel ist.“
Der tschechische Milliardär kündigte abermals rechtliche Schritte an – wann diese erfolgen würden, sagte er aber nicht.
Die tschechischen Investoren berufen sich auf ein Vorkaufsrecht, das sie ihrer Meinung nach mit dem Teileinstieg in die Casinos Austria miterworben haben. Bei der Hauptversammlung der Casinos wurde den Tschechen aber genau das verwehrt: Die Übertragung weiterer 16,8 Prozent der Casinos-Aktien – die derzeit von der MTB-Stiftung gehalten werden – wurden „aus wichtigem Grund“ blockiert. Und zwar von der Staatsholding ÖBIB, die zum Finanzministerium ressortiert.
Stattdessen wurde dem niederösterreichischen Novomatic-Konzern der Vorzug gegeben. Er könnte damit im Endeffekt auf 40 Prozent der Casinos-Anteile kommen. (ag./kor.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.11.2015)