Lesen Sie hier besser nicht weiter! Es geht um die Grünen. Die wohl mit Abstand langweiligste Partei des Landes.
Beliebig seien sie geworden, die Grünen. Ein oft geäußerter Vorwurf. Diese Beliebigkeit hat allerdings auch ihre Vorteile. Wer heutzutage SPÖ wählt, hat zumeist Rechtfertigungsbedarf. Wer ÖVP wählt, ebenso. Und wer FPÖ oder BZÖ wählt, sowieso. Die Grünen zu wählen, gehört hingegen zum urban-modernen Grundkonsens (auch auf dem Land). Da braucht man sich nicht lange zu erklären. Grün wählen tut nicht weh. Und es tut auch niemandem weh. Von der Arztgattin über den weltoffenen Juristen bis zum Boku-Studenten – alle tun es.
Oder auch nicht (mehr). Denn grün wählen ist auch langweilig (geworden). Die Revoluzzerattitüde, die man sich einst aneignen konnte, wenn man sich als Grünen-Wähler auswies, nimmt einem heute keiner mehr ab. Auch das Provokationspotenzial, das eine Zeitlang in der schwarz-grünen Option steckte, vor allem, wenn man sie in linken Kreisen propagierte, ist verpufft.
Ihre klare antifaschistische Haltung ehrt die Grünen zwar, dies ist im Jahre 2009 allerdings nicht abendfüllend. Drei Frauen auf die ersten drei Plätze der EU-Liste zu setzen war zwar ein mutiges Experiment, zugleich jedoch eine sinnlose Verengung. Auch Frauensolidarität hat – in der Wahlzelle – ihre Grenzen. Was mit einem Vorzugsstimmenwahlkampf eines Beleidigten gegen das Establishment möglich gewesen wäre, hat die ÖVP den Grünen vorgehüpft. Und das war immerhin doch recht spannend. (Bericht: Seite 3)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.06.2009)