EU geht von drei Millionen Migranten bis 2017 aus.
Genf/Brüssel. Eine Entspannung der Flüchtlingskrise während der Wintermonate ist nach UN-Angaben nicht zu erwarten. Das Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) rechnet in der kalten Jahreszeit bis Februar mit durchschnittlich 5000 Menschen pro Tag, die über die Türkei nach Europa kommen. Darauf müsse man sich vorbereiten, teilte UNHCR-Sprecher William Spindler mit.
Trifft diese Prognose zu, erreichen zwischen November und Februar nächsten Jahres 600.000 weitere Flüchtlinge Europa. „Damit würde die Zahl über eine Million in diesem Jahr steigen“, erklärte Spindler.
1,5 Millionen für 2016
Die Angaben decken sich mit den Erwartungen der EU-Kommission. Sie geht davon aus, dass bis 2017 drei Millionen Flüchtlinge in Europa eintreffen werden. Die eine Million in diesem Jahr soll 2016 mit 1,5 Millionen Flüchtlingen noch übertroffen werden. 2017 sei dann mit einer halben Million Menschen zu rechnen, erklärte die Kommission bei der Vorstellung ihres Wirtschaftsausblicks für 2015–2017 am Donnerstag. EU-Kommissar Pierre Moscovici erklärte, der Ansturm werde eine „schwache, aber positive Wirkung“ auf das Wirtschaftswachstum der EU haben.
760.000 Menschen haben in diesem Jahr bereits das Mittelmeer in Richtung Italien oder Griechenland überquert, um den Kriegen in Syrien, Afghanistan, im Irak oder den Konflikten in Afrika zu entfliehen. 2014 waren es 216.000 Asylsuchende – so viele wie heuer nur im Oktober. UNHCR-Sprecher Spindler warnte, die Zahl der Flüchtlinge, die während der Überfahrt ums Leben kommen, könnte ohne geeignete Maßnahmen im Winter weiter steigen. Bisher starben dabei in diesem Jahr über 3400 Menschen. (ag./red.)
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2015)