Rätselraten über Sloweniens Grenzzaun zu Kroatien

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Laut Medienberichten hat die Regierung in Ljubljana den Zaun bereits bestellt, wenn nicht überhaupt gekauft.

Slowenien stellt angesichts des anhaltenden Flüchtlingszustroms eine Verschärfung der Maßnahmen an der Grenze mit Kroatien in Aussicht. Premier Miro Cerar sprach in den vergangenen Tagen immer wieder davon, Sperren oder einen Zaun errichten zu wollen. Die Frage, ob Slowenien die dafür erforderlichen technischen Mittel schon parat hat, blieb er aber vorerst schuldig.

Laut slowenischen Medien soll die Regierung einen Grenzzaun bereits bestellt, wenn nicht sogar schon gekauft haben. Nach Informationen der Tageszeitung "Delo" habe man den Stacheldrahtzaun in Polen bestellt. Laut "Dnevnik" wurde der Zaun in Ungarn beschafft, wo nach Errichtung eigener Zäune an der Grenzen mit Serbien und Kroatien noch viel übrig geblieben sei. Der Zeitung zufolge dürfte ein Teil des Zauns bereits nach Slowenien geliefert worden sein. Unterdessen berichtete der Fernsehsender TV Slovenija, dass sich rund 125 Kilometer gekauften Zauns bereits im Land befinden würden.

Schnelle Errichtung

Keiner dieser Berichte wurde bisher offiziell bestätigt. Sloweniens Behörden hüllen sich ins Schweigen und verweisen darauf, dass es sich um eine vertrauliche Angelegenheit handle. Gleichzeitig versichert die Regierung, den Zaun sehr schnell errichten zu können.

Der slowenische Regierungschef hat schon mehrmals beteuert, dass Slowenien nicht die Absicht habe, die Grenze mit Kroatien dichtzumachen. Die Sperren würden dazu dienen, den Zustrom beherrschen zu können, so der Premier. Die etwaigen technischen Vorrichtungen würden dafür eingesetzt, um den Flüchtlingsstrom zu bestimmten Übergangspunkten zu leiten und unkontrollierte Übertritte über die grüne Grenze zu verhindern, beteuert Ljubljana.

Keine Abschottung möglich

Komplet abzäunen könnte sich Slowenien nach dem ungarischen Vorbild allerdings nicht. Einerseits ist die Grenze mit Kroatien mit ihren 670 Kilometer dafür zu lang, anderseits würden es die geografischen Gegebenheiten auch nicht erlauben. Die 380 Kilometer lange Landgrenze verläuft teilweise über gebirgiges Terrain, etwa 290 Kilometer der Staatsgrenze machen unterdessen Grenzflüsse aus.

Um den Grenzzaun wirksam zu machen, müsste man das betroffene Gebiet rund um die Uhr bewachen. Die Ressourcen dafür seien in dem kleinen Land allerdings begrenzt, wie die Behörden selbst einräumen. Die gesamte slowenische Berufsarmee zählt 7.000 aktive Soldaten und Soldatinnen.

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