IS-Anschlag auf Flugzeug wäre neue Dimension

THEMENBILD: FLUGZEUG / FLUGVERKEHR
THEMENBILD: FLUGZEUG / FLUGVERKEHRAPA/BARBARA GINDL
  • Drucken

Zuletzt verübten außerhalb der Kampfzonen vor allem „einsamen Wölfe“ Attentate.

Wien. Sollte sich der Verdacht bestätigen, dass der Absturz des russischen Touristenflugzeugs über Ägypten ein Anschlag des Islamischen Staats (IS) war, so hätte der jihadistische Terror der jüngeren Zeit eine neue Intensität erreicht. Die letzten großen al-Qaida-Attentate mit hunderten Toten in Europa und den USA liegen viele Jahre zurück. Zuletzt führten – außerhalb der Hauptkampfzonen in Syrien oder dem Irak – vor allem sogenannte einsame Wölfe Angriffe durch.

Das Sprengstoffattentat der Brüder Zarnajew auf den Boston-Marathon 2013, der Angriff auf die Redaktion des Satiremagazins „Charlie Hebdo“ und einen koscheren Supermarkt in Paris im Jänner 2015 oder das Massaker an einem tunesischen Urlauberstrand im Juni waren grausame Attentate. Sie wurden aber nur von einzelnen Anhängern von Terrorgruppen wie dem IS oder al-Qaida verübt und trafen weitgehend ungeschützte Ziele.

Eine Bombe an Bord eines Verkehrsflugzeuges zu schmuggeln, es zum Absturz zu bringen und damit 224 Menschen zu ermorden hat jedoch eine andere Dimension. Gerade der Flugverkehr galt zuletzt aufgrund der ständig erhöhten Sicherheitsvorkehrungen als weitgehend sicher vor Terror.

Angriff mit fahrenden Bomben

Attentate auf ausländische Ziele außerhalb der eigentlichen Kampfzonen wurden vom IS bisher so gut wie nicht durchgeführt. Die Jihadisten des Islamischen Staats konzentrierten sich auf Bombenanschläge in syrischen oder irakischen Städten. An der Front setzt der IS Selbstmordattentäter mit Sprengstofffahrzeugen ein, um feindliche Linien zu durchbrechen. Dabei werden Lkw mit Explosivstoffen und hochbrennbarem Material vollgestopft und außen mit einer Panzerung umgeben, damit die fahrenden Bomben von den Verteidigern nicht so leicht gestoppt werden können. (w. s.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Ein Foto soll die Pässe der Passagiere zeigen.
Außenpolitik

Sinai-Absturz: Ursprünglich westliche Maschine als Ziel

In seinem Magazin "Dabiq" zeigt der IS ein Foto von einer Bombe als Beweis für das Attentat. Zugleich gibt er dort die Hinrichtung zweier Geiseln bekannt.
EGYPT-UNREST-RUSSIA-AVIATION-SECURITY-FILES
Außenpolitik

Sinai: Putin schwört Rache für IS-Flugzeuganschlag

Mehr als zwei Wochen nach dem Absturz des russischen Airliners bestätigt erstmals auch Moskau: Es war ein Bombenattentat.
Ein Terrorakt steht hinter dem Absturz des Airbus A321 am 31. Oktober.
Außenpolitik

Moskau: Absturz des russischen Flugzeugs am Sinai war Anschlag

Der Absturz, bei dem am 31. Oktober 224 Menschen starben, sei von einer Bombe an Bord verursacht worden, sagt der Inlandsgeheimdienst FSB. Präsident Putin drohte mit Vergeltung.
Außenpolitik

Nach Flugzeug-Absturz: IS-Kämpfer in Höhle erschossen

Ägyptische Sicherheitskräfte starten auf der Sinai-Halbinsel eine neue Offensive gegen Kämpfer der Terror-Miliz. 24 Extremisten wurden nahe der Absturzstelle erschossen.
Außenpolitik

Die Sinai-Bombe und das russische Info-Vakuum

In russischen Medien wird auffallend wenig über die Unglücksursachen spekuliert. Der Kreml scheint medial vorzubeugen: Die Militärintervention in Syrien darf durch ein Attentat nicht infrage gestellt werden.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.