Zuletzt verübten außerhalb der Kampfzonen vor allem „einsamen Wölfe“ Attentate.
Wien. Sollte sich der Verdacht bestätigen, dass der Absturz des russischen Touristenflugzeugs über Ägypten ein Anschlag des Islamischen Staats (IS) war, so hätte der jihadistische Terror der jüngeren Zeit eine neue Intensität erreicht. Die letzten großen al-Qaida-Attentate mit hunderten Toten in Europa und den USA liegen viele Jahre zurück. Zuletzt führten – außerhalb der Hauptkampfzonen in Syrien oder dem Irak – vor allem sogenannte einsame Wölfe Angriffe durch.
Das Sprengstoffattentat der Brüder Zarnajew auf den Boston-Marathon 2013, der Angriff auf die Redaktion des Satiremagazins „Charlie Hebdo“ und einen koscheren Supermarkt in Paris im Jänner 2015 oder das Massaker an einem tunesischen Urlauberstrand im Juni waren grausame Attentate. Sie wurden aber nur von einzelnen Anhängern von Terrorgruppen wie dem IS oder al-Qaida verübt und trafen weitgehend ungeschützte Ziele.
Eine Bombe an Bord eines Verkehrsflugzeuges zu schmuggeln, es zum Absturz zu bringen und damit 224 Menschen zu ermorden hat jedoch eine andere Dimension. Gerade der Flugverkehr galt zuletzt aufgrund der ständig erhöhten Sicherheitsvorkehrungen als weitgehend sicher vor Terror.
Angriff mit fahrenden Bomben
Attentate auf ausländische Ziele außerhalb der eigentlichen Kampfzonen wurden vom IS bisher so gut wie nicht durchgeführt. Die Jihadisten des Islamischen Staats konzentrierten sich auf Bombenanschläge in syrischen oder irakischen Städten. An der Front setzt der IS Selbstmordattentäter mit Sprengstofffahrzeugen ein, um feindliche Linien zu durchbrechen. Dabei werden Lkw mit Explosivstoffen und hochbrennbarem Material vollgestopft und außen mit einer Panzerung umgeben, damit die fahrenden Bomben von den Verteidigern nicht so leicht gestoppt werden können. (w. s.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2015)