Die Anti-Chemiewaffen-Organisation fand Beweise für einen Einsatz von Giftgas in Syrien.
Den Haag. Die Internationale Organisation zum Verbot von Chemiewaffen in Den Haag (OPCW) hat offenbar festgestellt, dass im heurigen August in Syrien Giftgas zum Einsatz kam. In einem internen Bericht, der zu Journalisten durchsickerte, heißt es, bei Kämpfen zwischen Milizen des sogenannten Islamischen Staats (IS) und anderen Rebellen in der Stadt Marea hätten mindestens zwei Personen mit der ätzenden, haut- und lungenschädigen Substanz Kontakt gehabt. Höchstwahrscheinlich sei dadurch ein Baby gestorben.
Der Vorfall, der zumindest keinen großflächigen Senfgaseinsatz andeutet, wäre demnach der erste offiziell Bestätigte, seit Syriens Chemiewaffen unter internationaler Aufsicht 2013/14 vernichtet wurden. Ob der IS oder die anderen Rebellen das Gift benutzten und wo es herkam, verschweigt der Bericht. Entweder stammte es aus einem unentdeckten Depot oder wurde frisch hergestellt.
IS unter Hauptverdacht
Schon früher war indes der IS mit Giftwaffen in Verbindung gebracht worden. Wiederholt gab es Hinweise: So behaupteten kurdische Militärs im Nordirak, dass IS-Männer Senfgasgeschosse aus Granatwerfern verschossen hätten. Ein Team des OPCW geht diesen Vorwürfen derzeit vor Ort nach.
Es gibt aber auch Gerüchte, wonach Regierungstruppen heuer im Frühjahr mehrfach Gifte, darunter Chlorgas, von Hubschraubern aus eingesetzt hätten. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2015)