Lufthansa-Flugbegleiter setzten Streik fort

Theman: Marathon-Streiks bei der Lufthansa
Theman: Marathon-Streiks bei der Lufthansa Reuters
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Für heute wurden streikbedingt 520 Kurz- und Mittelstreckenflüge gestrichen, 58.000 Passagiere waren davon betroffen. Für Sonntag ist eine Streikpause angekündigt.

Tag zwei des Marathon-Streiks bei der Lufthansa hat am Samstag zahlreiche Passagiere auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Nach Angaben der Lufthansa wurden rund 520 Flüge gestrichen. Schwerpunkt war das Drehkreuz Frankfurt, wo fast alle Kurz- und Mittelstreckenflüge ausfielen. In Düsseldorf wurden 18 Flüge abgesagt, darunter ein Langstreckenflug nach New York.

Auswirkungen gab es auch an anderen deutschen Flughäfen, an denen etwa keine Inlandsflüge abhoben oder ankamen. Insgesamt waren laut Fluggesellschaft rund 58.000 Passagiere betroffen. Gestrichen waren für Samstag auch die sieben Flüge von Wien nach Frankfurt und die drei von Graz nach Frankfurt.

An den Lufthansa-Umbuchungsschaltern in Frankfurt bildeten sich lange Schlangen von Reisenden, deren Flüge zu deutschen oder europäischen Zielen annulliert worden waren. Die meisten waren über den Streik informiert und hofften, mit einer anderen Fluggesellschaft oder per Bahn an ihr Ziel zu kommen. Am Schalter mussten die Passagiere rund zwei Stunden warten, bis sie erfuhren, wie und wann sie ihr Ziel erreichen konnten. Betroffene mit Ziel Mailand etwa mussten einen Umweg über Wien machen. "Wir versuchen so viel wie möglich", sagte ein Lufthansa-Sprecher. Viele hatten ihre Verbindungen schon online umgebucht.

Auch im Transit des Frankfurter Flughafens herrschte Gedränge an den Transfer-Schaltern. Der Check-In für Überseeflüge lief dagegen reibungslos. An den Sicherheitskontrollen zu den Abflug-Gates war kaum Betrieb.

Streikpause am Sonntag

Wegen der festgefahrenen Tarifverhandlungen wollten die Flugbegleiter laut Ankündigung ihrer Gewerkschaft UFO noch bis 23.00 Uhr die Arbeit niederlegen. Für Sonntag ist eine Streikpause angekündigt. Die Gewerkschaft will dann auch bekannt geben, wie der Ausstand am Montag weitergeht. Bisher war etwa München mit Rücksicht auf das Ende der Herbstferien in Bayern verschont geblieben.

Die Chancen auf ein baldiges Ende des Arbeitskampfes gelten derzeit als gering, da der Clinch zwischen Gewerkschaft und Lufthansa um die Altersversorgung für die 19.000 Stewards und Stewardessen bereits seit zwei Jahren tobt. Die Spartengewerkschaft UFO will bis Freitag nächster Woche streiken. Es wäre der längste Arbeitskampf in der 60-jährigen Geschichte der Airline. Zum Auftakt am Freitag blieben 38.000 Fluggäste am Boden. Europas größte Fluggesellschaft strich in Düsseldorf und Frankfurt 290 Flüge.

Gestrandete Fluggäste

Rund 1600 Fluggäste, die am Freitag wegen ausgefallener Flüge gestrandet waren, wurden von der Lufthansa in Hotelzimmern untergebracht, in erster Linie in Frankfurt. Etwa 50 Fluggäste mussten demnach die Nacht allerdings im Transitbereich verbringen, weil sie mangels Visa nicht nach Deutschland einreisen durften.

Am Donnerstagnachmittag war ein Ultimatum der Gewerkschaft an die Lufthansa ohne Annäherung zwischen beiden Seiten verstrichen. In dem Tarifkonflikt geht es unter anderem um mehr Lohn und um die umstrittene Alters- und Übergangsversorgung. UFO-Chef Nicoley Baublies erklärte, die Gewerkschaft habe "keine Alternative" zu den Arbeitsniederlegungen gesehen.

"Alles, was rollen kann" ist unterwegs

Die Deutsche Bahn rechnet während des Streiks mit besonders vielen Fahrgästen. Es würden zusätzliche Mitarbeiter in Frankfurt am Main und Düsseldorf eingesetzt, nicht aber mehr Züge, sagte ein Bahnsprecher am Samstag. An Wochenenden sei ohnehin "alles, was rollen kann" unterwegs.

Fluggäste im innerdeutschen Verkehr könnten online oder an Lufthansa-Schaltern ihre Tickets in Gutscheine für die Bahn umwandeln lassen und damit in einen Zug steigen. Bei internationalen Verbindungen müssten die Reisegutscheine in einem Reisezentrum oder einer Agentur der Bahn gegen eine Fahrkarte eingetauscht werden.

(APA/Reuters/AFP/dpa)

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