"Che": Der Trend zum schnellen Kino-Zweiteiler

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Eine Produktion, doppelte Erlöse an den Kinokassen: Mit den Biografien "Che" und "Public Enemy No. 1" laufen zwei Filme an, denen ein zweiter Teil folgt. Sie zeigen auch einen gesellschaftlichen Wandel an.

Gleich zwei Filme starten diese Woche in Österreichs Kinos, die einen zweiten Kinobesuch erfordern: "Che" über Che Guevara von Steven Soderbergh und "Public Enemy No. 1" über den französischen Gangster-König Jacques Mesrine von Jean-Francois Richetwürden. Beide würden   je mehr als vier Stunden dauern. Die zwei Bio-Pics wurden für die Kino-Auswertung nun jeweils in zwei Filme aufgeteilt. Die zweiten Teile starten dabei nur wenige Wochen im Anschluss an den ersten Teil. Im Gegensatz zu üblichen Blockbuster-Serien wie "Harry Potter" oder "Spiderman": Bei ihnen liegen die Filmstarts rund ein Jahr auseinander, um die Merchandising-Erträge entsprechend zu vervielfachen. Geht der Trend im Kino folglich in Richtung Zweiteiler?

Entscheidend sei, dass der erste Teil noch immer im Bewusstsein ist, wenn Teil zwei ins Kino komme, sagt Filmmuseums-Direktor Alexander Horwath. Der Unterschied zu Blockbuster-Serien liege wohl in einem allgemein-ökonomischen bzw. gesellschaftlichen Wandlungsvorgang. "Die Zeit, in der sich etwas 'verbraucht', 'abnützt', zirkulieren und Erträge abwerfen muss, ist schneller, kürzer, dichter geworden."

Kürzere Bewusstseinsspannen

Ganz neu ist dieses Phänomen aber nicht. "Es gab schon seit den 1910er/20er Jahren immer wieder Projekte, bei denen von Beginn an klar war, dass sie 'zu viel Stoff' für einen einzigen Langfilm enthalten und daher auf zwei jeweils abendfüllende Teile angelegt wurden", sagt Horwath. So seien etwa "Dr. Mabuse" oder "Die Nibelungen" ebenfalls in zwei Teilen ins Kino gekommen. Unternehmer und Produzenten hätten davon profitiert: Denn die Projekte kosten weniger als zwei Filme, bringen aber doppelte Erlöse.

Diese kürzeren Bewusstseinsspannen dürften ihren Ursprung zum Teil in der Fernsehkultur haben. Als Soderbergh "Che" in Cannes präsentierte, räumte die Branche dem Film nur als TV-Mehrteiler oder als DVD-Edition Vermarktungschancen ein. "Man könnte in den Kinos zuerst eine Woche lang beide Teile des Films gemeinsam zeigen", schlug Soderbergh schließlich vor, "und dann beide Episoden getrennt aufführen." Dieser Wunsch blieb dem US-Regisseur in den meisten Ländern - wie auch Österreich - verwehrt.

"Harry Potter" im Doppelpack?

Stattdessen darf Soderbergh auf einen ähnlichen Run hoffen, wie er "Public Enemy No. 1", das in Frankreich drei Cesar-Filmpreise abräumte, in seinem Heimatland ausgelöst hat. Ob die schnelle Kinoauswertung von Zweiteilern Schule macht, wird nicht zuletzt vom Erfolg dieser beiden Projekte abhängen. Als nächstes könnte nämlich "Harry Potter" im Doppelpack ins Kino kommen: Denn der letzte Teil der siebenteiligen Romanreihe wird ebenfalls auf zwei Filme aufgeteilt.

Im Kino

Der erste Teil, "Che - Revolucion", startet am 12. Juni, der zweite, "Che - Guerilla", am 24. Juli.

Der erste Teil, "Public Enemy No. 1 - Mordinstinkt", startet am 12. Juni - Teil Zwei folgt am 26. Juli.

(APA/her)

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