Wolfgang Niersbach tritt als DFB-Präsident zurück

-
-(c) AFP (PATRIK STOLLARZ)
  • Drucken

Der DFB-Präsident übernimmt die "politische Verantwortung" aus der Affäre um die Vergabe der Fußball-WM in Deutschland.

Wolfgang Niersbach hat die Konsequenzen aus dem "Sommermärchen-Skandal" gezogen und ist als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zurückgetreten. Er habe für sich erkannt, "dass der Punkt gekommen ist, die politische Verantwortung zu übernehmen", sagte Niersbach am Montag nach einer Präsidiumssitzung. Vorerst übernehmen die Vizepräsidenten Rainer Koch und Reinhard Rauball sein Amt. Niersbach war in dem Skandal um dubiose Geldflüsse vor der Weltmeisterschaft 2006 schwer unter Druck geraten.

In der vergangenen Woche durchsuchte die Steuerfahndung sowohl die DFB-Zentrale in Frankfurt als auch Niersbachs Privatwohnsitz in Dreieich. Gegen den DFB-Chef, seinen Vorgänger Theo Zwanziger und den früheren DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt ermittelt die Frankfurter Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall.

Es gebe Punkte in der Affäre um die WM 2006, bei denen er sich "selber nicht in der Verantwortung fühle", betonte Niersbach. Aber es seien Dinge passiert, die in den vergangenen Tagen aufgedeckt wurden, die ihn zu diesem Schritt veranlassen würden. "Das Amt des DFB-Präsidenten darf damit nicht belastet werden", sagte Niersbach, der über 27 Jahre für den DFB tätig war.

Zuletzt hatten handschriftliche Notizen auf einem Briefentwurf aus dem Jahr 2004 für erneuten Wirbel in der WM-Affäre gesorgt. Sollten diese tatsächlich von Niersbach stammen, wäre klar, dass er nicht wie behauptet erst diesen Sommer von den Millionentransfers im Zuge der Vorbereitungen für die Weltmeisterschaft 2006 erfahren hätte. Dazu äußerte sich Niersbach in seinem Statement vor der Presse nicht, es wurden keine Fragen zugelassen.

Behält Posten bei Uefa und Fifa

In den von ihm geleiteten Bereichen "kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass ich mir persönlich absolut nichts vorzuwerfen habe", erklärte Niersbach. "Umso deprimierender und schmerzhafter ist es für mich, neun Jahre später mit Vorgängen konfrontiert zu werden, in die ich damals nicht einbezogen war und die auch für mich viele Fragen offen lassen."

Niersbach wird seine Posten in den Exekutivkomitees der Europäischen Fußball-Union Uefa und des Weltverbands Fifa allerdings behalten. Das Präsidium habe Niersbach in einem einstimmigen Beschluss darum gebeten, "um sein überragendes Netzwerk dem deutschen Fußball zukünftig zur Verfügung zu stellen", sagte Rauball, der auch Ligapräsident ist. Zum Rücktritt erklärte er, dass es sich nicht um eine "persönliche Entscheidung im Sinne eines Schuldbekenntnisses" von Niersbach handle.

Noch vor wenigen Wochen sah es so aus, als könne Niersbach sogar zum neuen UEFA- oder FIFA-Präsidenten aufsteigen. 

Zur Person

Wolfgang Niersbach war Journalist beim Sport-Informations-Dienst (sid), als er 1988 zum DFB wechselte und seinen steilen Aufstieg innerhalb der Sportpolitik begann.

Er wurde zunächst als Pressechef für die EM 1988 im eigenen Land engagiert und arbeitete sich dann im DFB hoch: zum Mediendirektor, zum Vizepräsidenten des Organisationskomitees für die WM 2006, zum Generalsekretär.

Am 2. März 2012 wurde er als Nachfolger von Theo Zwanziger an die Spitze des größten Sportfachverbands der Welt gewählt.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Axel Schulz
Fußball-International

Ex-Boxer Axel Schulz findet WM-Bestechung "in Ordnung"

"Das gehört zum Sport dazu", meint der deutsche Ex-Profi zu den dubiosen Geldflüssen und erntet dafür viel Spott und Häme.
Franz Beckenbauer
Fußball-International

DFB-Spitze wusste von Beckenbauers Deal

Ex-DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und seinen engsten Vertrauten war Franz Beckenbauers dubioser Vertrag mit Jack Warner bekannt.
Fußball-International

Franz Beckenbauer: Der lange Schatten einer Lichtgestalt

Franz Beckenbauer, 70, ist im Skandal um mögliche Bestechung vor der Vergabe der Weltmeisterschaft endgültig in den Fokus gerückt - eine Unterschrift bringt ihn arg in Bedrängnis.
Fußball-International

Der WM-Skandal und die Rolle des Franz Beckenbauer

Franz Beckenbauer rückt im Skandal um mögliche Bestechung vor der Vergabe der Fußball-WM 2006 immer mehr in den Fokus.
Wolfgang Niersbach.
Fußball-International

Wolfgang Niersbach: Die Konsequenz aus der WM-Affäre

Wolfgang Niersbach legt sein Amt als DFB-Präsident zurück, die Entscheidung sei ihm „ungeheuer schwer gefallen“. Er selbst habe immer sauber gearbeitet, „aber das Amt des DFB-Präsidenten darf nicht belastet werden“.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.