Lufthansa: Gericht untersagt Streik

(c) Bloomberg (Martin Leissl)
  • Drucken

Der Konzern brachte eine einstweilige Verfügung ein, das Arbeitsgericht Düsseldorf untersagte daraufhin den Streik der Flugbegleiter.

Berlin. Knalleffekt im Streit zwischen dem Lufthansa-Konzern und den Flugbegleitern. Nachdem die Lufthansa eine einstweilige Verfügung eingebracht hatte, untersagte das Arbeitsgericht in Düsseldorf den Streik der Flugbegleiter. Die Streikmaßnahmen seien rechtswidrig, so das Gericht.

Als Kerngeschäft der Lufthansa gilt die Fliegerei. In den vergangenen Monaten wurde es für das Unternehmen jedoch immer schwieriger, reibungslose Abflüge und Ankünfte auf deutschem Boden zu garantieren. Die Gewerkschaften machen dem Konzern das Leben schwer. Gingen im September noch die Piloten der Lufthansa auf die Barrikaden, hat sie es nun mit ihren Flugbegleitern zu tun. Weil sich der Konzern das Verhalten seiner Mitarbeiter aber nicht länger gefallen lassen wollte, wandte er sich ans Arbeitsgericht. Schon zwei Monate zuvor konnte sich die Fluglinie auf diese Weise gegen ihre Piloten durchsetzen. Damals verlor die Gewerkschaft vor Gericht, die Piloten mussten an ihren Arbeitsplatz zurückkehren.

Die Lufthansa greift nicht ohne Grund zu dieser radikalen Maßnahme. Der seit vergangenen Freitag laufende Streik ist der längste in der Geschichte. Ab heute, Mittwoch, bis Freitag drohte gar der gesamte Flugbetrieb auf den Flughäfen Frankfurt, München und Düsseldorf ganztägig lahmgelegt zu werden. Von dem Arbeitskampf sind hunderttausende Passagiere betroffen. Ein kompletter Streiktag kostet die Lufthansa 20 Mio. Euro an Betriebsgewinn.

Am späten Dienstagnachmittag sah es dann vorerst so aus, als ob Bewegung in die verhärteten Fronten kommt. Die Flugbegleitergewerkschaft Ufo erklärte sich bereit, den Ausstand unter bestimmten Bedingungen zu beenden. Dazu müsse der Konzern eine Schlichtung ohne Vorbedingungen anbieten, sagte Ufo-Chef Nicoley Baublies. Die Lufthansa bot eben dieses in einer schriftlichen Erklärung an. Eine Einigung steht noch aus.

Eine lange Geschichte

Der Tarifkonflikt schwelt seit zwei Jahren. Einer der Knackpunkte ist die Altersversorgung der 19.000 Flugbegleiter. Die Lufthansa besserte ihr ihr Angebot nach. Neben einer höheren Einmalzahlung sollen die Flugbegleiter ab 55 Jahren in den Vorruhestand gehen können – und nicht wie bisher ab 56. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.11.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Lufthansa geht nach dem größten Streik der Konzerngeschichte wieder in Normalbetrieb über.
International

Lufthansa kehrt nach Streik zu "Normalbetrieb" zurück

Alle Langstreckenflüge werden nach dem Streik der Flugbegleiter wieder aufgenommen. In der Mittelstrecke könnte es vereinzelte Ausfälle geben.
Streiks bei Lufthansa - Frankfurt
International

Lufthansa: "Streiks jederzeit wieder möglich"

Die Flugbegleiter drohen mit neuen Arbeitsniederlegungen. Die Lufthansa will der Gewerkschaft kein neues Angebot im Tarifstreit vorlegen.
Heute sind 941 Verbindungen gestrichen.
International

Lufthansa-Rekordstreik: Halbe Million Fluggäste betroffen

Am letzten Tag des Luftansa-Streiks plant die Gewerkschaft einen weiteren Protest. Die Kosten der Ausfälle liegen im zweistelligen Millionenbereich.
Deutsche Lufthansa AG Chief Executive Officer Carsten Spohr Speaks At Global Buisiness Travel Association Event
International

Streik: Lufthansa-Chef Spohr fliegt mit Air Berlin

Aufgrund des anhaltenden Streiks musste Lufthansa-Chef Carsten Spohr "fremd fliegen" und auf den Billigfluganbieter Air Berlin ausweichen.
GERMANY-AVIATION-STRIKE-LUFTHANSA
International

Lufthansa-Streik: Keine Einigung in Sicht

Trotz eines Schlichtungsangebots des Konzerns geht der Tarifstreit weiter. Vor den Arbeitsgerichten konnte die Lufthansa nur Teilerfolge erzielen. In Österreich fehlt es an vergleichbarer Streiktradition oder -judikatur.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.