Vor ÖFB-Spiel gegen Schweiz: Jubel der „Identifikationsfiguren“

TRAINING DES �FB-TEAMS IN ORIHUELA BEI ALICANTE: OKOTIE/ARNAUTOVIC/ALABA/JANKO
TRAINING DES �FB-TEAMS IN ORIHUELA BEI ALICANTE: OKOTIE/ARNAUTOVIC/ALABA/JANKO(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
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Österreich dürfte das Freundschaftsspiel gegen Schweiz mit einer Legionärsauswahl bestreiten. Stephan Lichtsteiner ist die Lichtgestalt der Eidgenossen – und zugleich ihr Reibebaum.

Wien/Orihuela. 25 Grad, Sonnenschein, gute Stimmung und tägliches Training – das ÖFB-Camp nahe Alicante sorgt bei Spielern und Teamchef für Wohlbefinden. Das Nationalteam hat die finalen Vorbereitungen auf den letzten Länderspielgegner des Jahres intensiviert, auch zeichnet sich dabei eine Startformation für die Partie am Dienstag (20.45 Uhr/live ORF eins) in Wien gegen die Schweiz ab.

Mit Torhüter Robert Almer, Zlatko Junuzović und Martin Harnik fallen drei Stammkräfte verletzungsbedingt aus. Im Tor hat sich Teamchef Marcel Koller bereits auf Ingolstadt-Keeper Ramazan Özcan festgelegt. Anstelle von Junuzović und Harnik trainierten bislang Leipzig-Legionär Marcel Sabitzer und Jakob Jantscher mit der Einserformation.

Ob einer der vier ÖFB-Debütanten, Andreas Lukse, Robert Gucher, Florian Kainz und Karim Onisiwo, Einsatzminuten erhalten wird, ist offen. „Ich kann meine Position gut einschätzen“, versicherte Rapid-Flügelspieler Kainz. „Die Qualität in der Mannschaft ist enorm. Es ist schwer, da drinnenzubleiben.“ Ziel des 23-Jährigen ist es jedoch, sich für den 23-köpfigen Euro-Kader zu qualifizieren.

Kainz ist derzeit nur einer von vier Kickern aus der Bundesliga im aktuellen ÖFB-Kader. Neben Lukse (Altach) und Onisiwo (Mattersburg) ist nur noch Martin Hinteregger in Österreich tätig. Anstelle des Salzburg-Verteidigers dürfte gegen die Schweiz aber Premier-League-Legionär Sebastian Prödl (Watford) beginnen. Ist das der Fall, ist die Startformation eine reine Legionärsauswahl.

Eine Herzoperation

Die Schweizer sind längst in Wien. Mittendrin ist auch ein Spieler, der wegen einer Herzoperation für Aufsehen sorgte und als einer der durchsetzungsstärksten Außenverteidiger der Welt gilt: Stephan Lichtsteiner.

Seinen ersten Meistertitel hat Lichtsteiner 2003 mit Grasshoppers Zürich geholt. Sein Trainer damals: Marcel Koller. Seit 2011 spielt er für Juventus und hat nun sehr emotionale Monate hinter sich. Am 23. September im Ligaspiel gegen Frosinone streikte sein Körper. Lichtsteiner klagte über Atemnot, wurde ins Spital gebracht und Anfang Oktober am Herzen operiert. Am 3. November gab der „Schweizer Express“ sein Comeback, mit einem Traumtor in der Champions League gegen Gladbach sicherte er Juve das 1:1-Remis.

Zu weit in die Zukunft will der Arbeiter, der defensive Schwächen mit Offensivdrang kompensiert, nicht blicken. Im Vordergrund steht für ihn „natürlich die Gesundheit“, in solchen Momenten sei „man primär Ehemann, Familienvater, Sohn, Bruder und Freund“, erst dann Profifußballer. „Man macht sich dann natürlich Gedanken, was denn alles hätte sein können. Eine OP am Herzen birgt immer ein gewisses Restrisiko.“ Mit dem chirurgischen Eingriff bei Spezialisten in Italien sollen aber alle Probleme behoben sein. Weitere medizinische Checks seien neben den jährlichen Routineuntersuchungen des Clubs nicht notwendig.

Höchst umstrittene Aussagen

Lichtsteiner, der bislang 77 Länderspiele bestritten hat und noch bis 2017 an Juventus gebunden ist, ist keiner, der mit seiner Meinung hinter dem Berg hält. Im Frühjahr hat der Rechtsverteidiger mit einer Aussage über verschwindende Identifikationsfiguren im Schweizer Fußball eine Debatte über Spieler mit Migrationshintergrund ausgelöst. Auch mit Teamchef Vladimir Petkovic, einem gebürtigen Bosnier, gab es aufgrund seiner Kaderpolitik bereits mehrfach Reibereien. Dem Erfolg der Nati aber tat das keinen Abbruch.

AUF EINEN BLICK

Österreichs Fußballteam bestreitet am Dienstag in Wien das finale Länderspiel des Jahres, trifft ab 20.45 Uhr (ORF eins, SRF2) auf die Schweiz.

Wird Martin Hinteregger von Sebastian Prödl aus der Startformation verdrängt, spielt Teamchef Marcel Koller vermutlich mit einer reinen Legionärsauswahl.

Stephan Lichtsteiner ist bei den Eidgenossen gesetzt, er ist nach der Herz-OP Anfang Oktober längst wieder fit.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.11.2015)

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