Anschläge in Paris: Österreichisches Opfer außer Lebensgefahr

Blick in ein Pariser Krankenhaus nach der Anschlagsserie
Blick in ein Pariser Krankenhaus nach der Anschlagsserie imago/Haytham Pictures
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Der 20-jährige Tiroler ist noch nicht transportfähig. Der Vater und ein Freund haben ihn nach nervenaufreibender Suche in einem Pariser Spital ausfindig gemacht.

Der Aufenthaltsort des bei dem Terroranschlag auf den „Bataclan" verletzten Österreichers ist am Sonntag bekannt geworden. Nach verzweifelter Suche hat der Vater des in Paris verletzten Tirolers seinen Sohn in einem Krankenhaus ausfindig machen können. Der 20-jährige Tiroler ist außer Lebensgefahr,  aber noch nicht transportfähig, hieß es in der Nacht auf Sonntag. Sobald es sein Gesundheitszustand zulässt, soll der junge Mann nach Österreich gebracht werden. Der 20-jährige Tiroler hat bei dem Anschlag einen Bauchschuss erlitten.

Der Arzt Hermann Köhle, der als Freund der Familie den Vater nach Paris begleitet hat, erzählte im APA-Gespräch von den nervenaufreibenden 24 Stunden nach dem Anschlag. Begonnen hat alles wenige Stunden nach dem Anschlag in Paris: "Ich bin ein guter Freund der Familie des Opfers und wurde um Hilfe gebeten", erzählt Köhle. Die große Ungewissheit habe zu einem schnellen Entschluss geführt: die Fahrt nach Paris.

"Die Botschaft hatte schon viel Vorarbeit geleistet und die großen Krankenhäuser der Stadt angerufen. Aber in keinem war ein Opfer zu finden, auf das die Beschreibung passte. Also haben wir einfach eine Liste aller Krankenhäuser genommen und sind nach einem Rasterplan eines nach dem anderen abgefahren", schilderte Köhle. Doch nirgends konnte man helfen. "Die Lage wurde immer verzweifelter. Wir wussten auch, dass rund 25 Getötete noch nicht identifiziert waren, und da wurde die Angst immer größer." Eine Handyortung war nicht möglich, da das Handy wohl in der Jacke des jungen Tiroler Opfers im Zuge der Rettungsaktion zurückgeblieben war.

Anruf aus dem Krankenhaus

Als die Stimmung gerade am absoluten Nullpunkt war und der Vater und Köhle schon endgültig zu verzweifeln drohten, läutete plötzlich das Handy des Vaters. Es meldete sich eine Krankenschwester eines großen Pariser Krankenhauses und erzählte, dass der Gesuchte vor ihr liege. Der junge Tiroler war nach der Notoperation aufgewacht und hatte die Handynummer seines Vaters aufgeschrieben. "Wir sind dann quer durch die Stadt zum Krankenhaus gefahren. Das Wiedersehen zwischen Sohn und Vater war sehr, sehr emotional", erzählte Köhle.

Voll des Lobes ist Köhle für die Hilfe durch die österreichischen Behörden: "Die Botschaft in Paris hat alles getan. Uns wurde ein Auto zur Verfügung gestellt, wir hatten mit dem Militärattache einen ortskundigen und fließend Französisch sprechenden Begleiter. Zudem waren wir in dauerndem Kontakt mit dem Tiroler Landeshauptmann Günther Platter und dem Außenministerium."

Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) sicherte der Familie „in dieser unfassbar schweren Stunde" seine „volle Unterstützung" zu, hieß es aus dem Außenministerium. Seit dem Bekanntwerden der Geschehens sei man mit der Familie des Opfers in Kontakt gestanden. Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) zeigte sich am Sonntag indes „sehr erleichtert", dass der junge Mann ausfindig gemacht werden konnte.

Auch Rudolf Köll, Bürgermeister der 2700-Einwohner-Gemeinde im Tiroler Oberland zeigte sich betroffen: „Ich kenne das Opfer gut. Schließlich hat der junge Mann in der Gemeinde auch als Zivildiener im Pflegeheim gearbeitet." Dieser sei ein extrem sozialer Mensch und hervorragender Musiker. Er spielt als Gitarrist in einer Band.

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(APA/AFP/dpa/Reuters)

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