Georg Willi verschreibt seiner Partei „ein bisschen Cohn-Bendit“. Mit „Jammern“ werde die Partei auf jeen Fall nicht weiterkommen, meint er weiters.
WIEN (pri). Was den Grünen als einziger Lichtblick bleibt von dieser EU-Wahl, ist eine Kanzlerpartei, die noch viel mehr verloren hat als sie selbst. Doch als Ausrede taugt dieser Umstand nicht. Zu groß ist der Stimmenverlust (minus 3,4 Prozentpunkte auf 9,5 Prozent), zu bitter die Erkenntnis, dass mehr als ein Drittel der Wähler schlicht weggebrochen ist an diesem Sonntag. Jetzt hört man es regelrecht rumpeln, das grüne Nachwahlbeben – laut und in weiten Teilen Österreichs.
Wenn ein Peter Pilz von der „unnötigsten Wahlniederlage der letzten zehn Jahre spricht“, wenn ein oberösterreichischer Bundesrat namens Efgani Dönmez im „Standard“ die „geistige Masturbation“ seiner Partei anprangert, wenn dessen Landessprecher Rudi Anschober der Führung Fehler unterstellt, dann ist das nicht nichts. Dann findet die Eruption im Innersten der Partei statt.
Mit seiner Meinung hält der Tiroler Landessprecher Georg Willi genauso wenig hinterm Berg, wenn er auch die Kritiker kritisiert, die in einer Art „Nabelschau“ dem Prinzip „wichtig sein“ folgten. Bloß: „Mit Jammern“, sagt Willi im Gespräch mit der „Presse“, „werden wir nicht weiterkommen.“ Müßig sei es, jetzt noch länger darüber zu diskutieren, dass Johannes Voggenhubers Entmachtung „ein Fehler war“. Statt der Nicht-Botschaft „Vorwärts Grün!“ hätte es lauten müssen: „Durch grüne Politik entstehen Arbeitsplätze.“ In Tirol, glaubt Willi, würden sie sagen: „Die Kuh ist aus dem Stall. Wir können jetzt nur noch aus unseren Fehlern lernen.“
Die Schuld daran gibt er nicht der Spitzenkandidatin und nicht der Parteispitze, sondern allen Grünen gleichermaßen: „Inhaltlich sind wir nicht in der Krise, sondern den anderen sogar überlegen. Aber wir beherrschen das Handwerk nicht, wie man die Dinge kommuniziert. Damit uns die Leute wählen, müssen sie wissen, was wir wollen.“ Also verschreibt der Tiroler seiner Partei nicht nur das Rezept „Außi zu die Leut' und unsere Inhalte in klare Botschaften übersetzen“, sondern auch „ein bisschen Daniel Cohn-Bendit“. Dass die Begeisterungsfähigkeit des französischen Grünen-Anführers eher unerreicht bleiben wird, stört Willi nicht weiter. Weil: „Probieren“, sagt er, „kann's ein jeder.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.06.2009)