ÖFB Co-Trainer: Der Mann im Schatten des Erfolgstrainers

TRAINING DES �FB-TEAMS IN ORIHUELA BEI ALICANTE: KOLLER/JANESCHITZ
TRAINING DES �FB-TEAMS IN ORIHUELA BEI ALICANTE: KOLLER/JANESCHITZ(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
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Seit vier Jahren ist Co-Trainer Thomas Janeschitz an Marcel Kollers Seite, beide teilen eine Vorstellung vom Fußball. Der Ex-Profi schätzt die großen Führungsqualitäten des Schweizers.

Wien. Er zählt zu Marcel Kollers engsten Vertrauten, steht seit vier Jahren an der Seite des Teamchefs und doch immer in seinem Schatten: Thomas Janeschitz. Der 49-Jährige fungiert seit Kollers Amtsübernahme im November 2011 als Assistent. Die Zusammenarbeit funktioniert nicht nur fachlich, auch menschlich stimmt die Chemie – manchmal sei es fast schon gruselig. „Es passiert uns oft, dass der eine etwas ausspricht, was der andere gerade im Kopf gehabt hat“, erzählt Janeschitz, der sich die Co-Trainerrolle bis zu dessen ÖFB-Abgang 2013 mit dem Schweizer Fritz Schmid geteilt hatte: „Da ist dieses Urvertrauen, dass sowohl er als auch ich die richtigen Entscheidungen treffen werden.“

Ein Vertrauen, das auch auf dem Platz ersichtlich ist. Häufig leitet Janeschitz einzelne Trainingsteile, auch im Spiel findet ein reger Austausch mit dem Teamchef statt. „Wir sind uns sehr ähnlich, weil wir die gleiche Denke haben. Wir haben eine sehr ähnliche Vorstellung davon, wie wir Fußball spielen wollen“, sagt der Ex-Profi.

Die Letztentscheidung liege aber immer beim Cheftrainer, der dafür auch das öffentliche Lob erfährt. „Dass er im Vordergrund steht, ist selbstredend. Wir bekommen aber alle etwas von diesem Erfolg, den wir uns erarbeitet haben. Und der Weg ist ja noch nicht zu Ende. Die EM ist das große Ziel“, betont Janeschitz. „Letztendlich geht es aber auch dort nur darum, die Leistung abzurufen.“

Einer der großen Vorzüge Kollers sei es, Dinge klar anzusprechen. „Er hat in der Menschenführung und in der Personalführung unglaubliche Stärken. Für viele Führungskräfte wäre das lehrbuchmäßig“, sagt Janeschitz. Alles könne man in einer Mannschaft dennoch nicht steuern. „Wenn man den Zufall minimiert, hat man als Trainer aber gute Arbeit verrichtet.“

Die Erfahrungen in der Arbeit „mit der absolut spannendsten Mannschaft Österreichs“ kann Janeschitz auch in seiner zweiten Tätigkeit einbringen. Seit 2009 leitet er die ÖFB-Trainerausbildung. „Die Kombination passt sehr gut zusammen“, meint der ehemalige Stürmer. „Mittlerweile hat man da einen gewissen Wiedererkennungswert. Es war die Idee, dass man auch bei uns Spitzenspieler ausbilden können muss.“

Janeschitz selbst gilt als sehr analytischer Mensch. Zu Beginn seiner Trainerkarriere war er als AHS-Lehrer für Sport und Mathematik tätig. Mathematische Figuren – Dreiecke, Rauten oder Deltoide – seien auch im Fußball anwendbar. Allerdings warnt der ÖFB-Mann vor einer Überinterpretation von Statistiken: „Die muss man als Fußballtrainer auch lesen und einschätzen können.“

Generell hält Janeschitz seine fußballerische Vergangenheit für den Job für wesentlicher als sein abgeschlossenes Lehramtsstudium. In seiner aktiven Karriere ging er unter anderem für den Wiener Sport-Club, FC Tirol Innsbruck und Austria Wien auf Torjagd und bestritt 1993 in Schweden sein einziges Länderspiel (0:1).

Zukunft noch offen

Um seine Zukunft macht sich Janeschitz trotz des nach der EM auslaufenden Vertrages seines Chefs noch keine allzu großen Gedanken. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass im Fußball vieles von selbst läuft. Wenn wo eine Tür zugeht, ist die Qualität der eigenen Arbeit doch von vielen Menschen mitbekommen worden, und es ergeben sich Möglichkeiten“, meint der 49-Jährige. Koller sieht er zwar täglich, intern habe man über dessen Vertragssituation aber noch gar nicht gesprochen.

Irgendwann einmal selbst Cheftrainer zu sein, schließt Janeschitz nicht aus. „Das ist eine Möglichkeit, die mir Spaß machen könnte“, sagt er. Konkrete Pläne aber gibt es noch nicht. „Dafür bin ich wieder zu sehr Mathematiker. Das hängt von zu vielen Variablen ab.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.11.2015)

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