Der Bundesrat legt erstmals Grünbuch vor. Digitalisierung müsse vierte Kulturtechnik in Schulen sein.
Wien. Die rot-schwarze Koalition hat zwar ein Schulreformkonzept vorgelegt, das auch den Ausbau von WLAN in der Schule beinhaltet. Der Zivilgesellschaft und Menschen, denen Bildung ein Anliegen ist, geht das aber bei Weitem nicht weit genug. Das kommt in dem am Mittwoch vorgelegten ersten Grünbuch des Bundesrats „Digitaler Wandel und Politik“ zum Ausdruck. Auf knapp 120 Seiten bildet die Bildungspolitik darin einen Kernpunkt, vor allem die breitflächige Nutzung aller Möglichkeiten der digitalen Technik im Unterricht durch Lehrer wie Schüler.
Digitale Kompetenz müsse eine „vierte Kulturtechnik“ neben Lesen, Schreiben und Rechnen werden, fasst Bundesratspräsident Gottfried Kneifel (ÖVP), treibende Kraft hinter dem Grünbuch, im Gespräch mit der „Presse“ zusammen: „Es geht um eine Revolution in den Gehirnen.“ Denn die Digitalisierung werde die Arbeitswelt viel stärker als bisher erwartet revolutionieren. Nicht nur Schüler, sondern auch Menschen, die nun 50 Jahre alt seien, müssten daher entsprechend ausgebildet werden.
Basis sind mehr als 1000 Vorschläge und Bewertungen, die über Monate auf der Onlineplattform www.besserentscheiden.at. gesammelt wurden. Digitalisierung erfordere, wie es im Grünbuch heißt, die flächendeckende Einführung von Notebooks/Tablets im Unterricht, eine Umstellung der Schulbuchaktion auf digitale Medien, das Einbeziehen von IT in den Volksschulunterricht und bei der Berufsausbildung. Daneben solle die Digitalisierung aber auch zur Bürgerbeteiligung in der Demokratie verstärkt genützt werden. (ett)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.11.2015)