Deutschland schickt Xavier Naidoo zum Song Contest 2016

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Nächstes Jahr soll der Sänger Xavier Naidoo Deutschland beim ESC vertreten. Kritik den der Wahl kommt vom Lesben- und Schwulenverband.

Zuletzt reisten oft Nobodys zum ESC - im kommenden Jahr soll es anders sein: Die ARD will Xavier Naidoo zum Eurovision Song Contest schicken. Der will "so schön und so gut singen wie noch nie in meinem Leben". Damit dürfen die Zuschauer bei der Show "Unser Song für Xavier" am 18. Februar nur noch über den Song abstimmen, mit dem der Künstler ins Renen gehen soll.

"Ich hab richtig Lust auf den ESC! Dieser völkerverbindende Wettbewerb ist für mich etwas ganz Besonderes. Und klar, ich trete an, um das Ding nach Hause zu holen", wurde Naidoo auf der Seite eurovision.de zitiert. Zuerst hatte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ/Donnerstag) darüber berichtet.

"Ich will in den drei Minuten auf der Bühne zeigen, dass wir auch in Deutschland Musik mit Leidenschaft machen. Und zeigen, wofür ich stehe - für Liebe, Freiheit, Toleranz und Miteinander", sagte Naidoo.

ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber sagte, Naidoo sei ein Ausnahmekünstler, der seit zwanzig Jahren seinen Platz im deutschen Musikleben habe. Deshalb sei er direkt nominiert worden. "Wir bitten die besten Produzenten und Komponisten Deutschlands, für Xavier zu schreiben." 2015 war Deutschland mit null Punkten auf dem letzten Platz gelandet.

Heuer keine Auswahlshow für Deutschland

Die ARD ändert damit ihr Konzept. Bisher gab es einen Wettbewerb, aus dem der deutsche ESC-Kandidat hervorging. Vergangenes Mal hatte Sieger Andreas Kümmert die Wahl nicht angenommen, so dass die zweitplatzierte Ann-Sophie in Österreich antrat.

Xavier Naidoo hat seine Alben in Deutschland millionenfach verkauft. Mit "Dieser Weg" lieferte Xavier Naidoo 2006 den Hit zum Fußball-Sommermärchen. Den Echo bekam er sechs Mal, zuletzt in diesem Jahr. Derzeit ist Naidoo mit den Söhnen Mannheims anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Band auf Tour.

Immer wieder Kontroversen um Naidoo

Mehrfach sorgte der Mannheimer mit indischen und afrikanischen Wurzeln für politische Diskussionen - etwa, als er am Tag der Deutschen Einheit vor den rechtspopulistischen sogenannten Reichsbürgern sprach, die Deutschland nicht als souveränen Staat anerkennen. 2011 hatte er ARD-Morgenmagazin erklärt: "Wir sind nicht frei. Wir sind immer noch ein besetztes Land."

Das nächste Finale findet im Mai 2016 in Stockholm statt, nachdem der Schwede Mans Zelmerlöw dieses Jahr mit seinem Song "Heroes" gewonnen hatte.

Kritik von Lesben- und Schwulenverband 

Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) sieht die Teilnahme von Naidoo am ESC "äußerst kritisch". "Deutschland steht für eine pluralistische Gemeinschaft", sagte LSVD-Bundesvorstand Tobias Zimmermann am Donnerstag in Berlin. "Dann jemanden dorthin zu schicken, der Deutschland als Kolonie der USA bezeichnet, ist sehr schwer nachzuvollziehen."

Der Lesben- und Schwulenverband hatte 2012 zudem Anzeige wegen eines Liedes von Naidoo und dem Rapper Kool Savas erstattet, weil das Stück aus Sicht des Verbands schwulenfeindlich war. Über Naidoos ESC-Teilnahme sei man "mehr als unglücklich". "Jeder hat eine zweite Chance verdient. Ich sehe aber nicht, dass er sich von dem rechten Gesinnungsgut distanziert hat", sagte Zimmermann.

ARD-Koordinator verteidigt Entscheidung

Im Interview mit der dpa verteidigt Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber seine Entscheidung. "Dass Xavier Naidoo polarisiert, wussten wir. Die Frage ist, ob alle Hassäußerungen, die es in den sozialen Netzwerken gibt, eine sachliche Grundlage haben. Zu den einzelnen Vorwürfen: Xavier Naidoo steht für Toleranz allen Lebensentwürfen gegenüber, die es in dieser Republik gibt. Er hat vor kurzem die Resolution an die Kanzlerin unterschrieben, die die Gleichstellung der gleichgeschlechtlichen Ehe fordert", sagte Schreiber. "Er arbeitet mit Künstlern zusammen, die unterschiedlichste sexuelle Orientierungen leben, er hat als junger Mann als Türsteher in Schwulen-Discos gearbeitet. Zum Thema Antisemitismus: In der vierstündigen Dokumentation bei Vox hat sich Marek Lieberberg, der wunderbare Konzertveranstalter aus Frankfurt, der seit 20 Jahren mit Xavier Naidoo arbeitet, sehr eindeutig dazu geäußert. Xavier Naidoo setzt sich seit vielen Jahren für die deutsch-israelische Freundschaft ein, unter anderem, weil er weiß, dass sein Vater nur aufgrund der Hilfe eines jüdischen Onkels nach Deutschland kommen konnte. Hat Xavier Naidoo keine Fehler in seinem Leben gemacht? Sicher hat er - wie wir alle - nicht nur in jedem Moment alles richtig gemacht."

Er habe einen der besten Sänger Deutschlands nominiert, so der ARD-Koordinator. Die Frage nach der Polarisierung sei bei den TV-Shows "The Voice of Germany" oder "Sing meinen Song" nicht gestellt worden. Die die ARD sei es wichtig gewesen, mit "jemandem anzutreten, der über eine hervorragende Bühnenpräsenz verfügt, der ein sehr guter Sänger ist und der mit uns auf die Suche nach einem Lied geht - und bei dem das Lied nicht von vornherein feststeht, weil es die neue Single ist."

(APA/dpa)

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