Borkenkäfer: Luftaufklärung schützt den Wald

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GERMANY FOREST(c) EPA (Daniel Karmann)
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Forstwirtschaft. Drohnen könnten bald helfen, die Ausbreitung des Borkenkäfers einzudämmen. Eine spezielle Kamerasensorik erkennt kranke Bäume aus der Luft, lang bevor es das menschliche Auge vom Boden aus schafft.

Dem Borkenkäfer auf die Schliche zu kommen ist nicht so einfach. Vonnöten ist die regelmäßige und möglichst lückenlose Kontrolle der Baumbestände. Dazu müssen Waldbesitzer etwa auf Verfärbungen in der Baumkrone achten. Bei ausgedehnten Wäldern und Baumhöhen von 30 Metern ist chronische Genickstarre programmiert. Auch die Bohrmehlmethode erweist sich als unzuverlässig: Wenn Regen das verräterische Holzmehl in den Boden spült, unterstützt das den Schädling in seiner Heimlichtuerei.

Das Leobener Dienstleistungs-Unternehmen Festmeter bietet jetzt ein Monitoringverfahren an, das den Borkenkäfer per Luftaufklärung aufspürt. Eine drohnenmontierte Spezialkamera bildet neben den üblichen drei Kanälen für Rot, Grün und Blau zwei weitere Kanäle im nicht sichtbaren Infrarotbereich ab. „In Wahrheit sind es fünf Fotos, die wir übereinanderlegen“, erklärt Kurt Wöls, einer der drei Unternehmensgründer. Das Hightechverfahren basiert auf der Tatsache, dass das Chlorophyll, also das Blattgrün gesunder Bäume, Sonnenlicht anders reflektiert als das kranker oder gestresster Bäume.

Kaputte Wasserleitungen

An dieser Reaktion des Blattgrüns kann die Kamera ablesen, wenn die Wasserleitungen des Baums durch Borkenkäferfraß gekappt wurden. Und zwar lang, bevor das Malheur durch Braunwerden der Nadeln für jeden sichtbar wird. „Das Holz verliert mit dem Käferbefall circa 30 Prozent an Wert. D. h. je früher man den gestressten Baum findet, desto eher hat man die Chance, den wirtschaftlichen Schaden zu vermeiden“, so Wöls.

Das Holz befallener Bäume zu retten ist eine Sache. Noch wichtiger ist es, die Massenvermehrung des Käfers zu verhindern und damit die bislang verschonten Bäume zu schützen. Denn je nach Temperatur schwärmt bereits acht Wochen nach Befall die nächste Käfergeneration aus. Allein ein Weibchen des Buchdruckers, einem der wichtigsten Borkenkäferarten, kann in heißen Jahren über 100.000 Nachkommen in die Wälder entlassen. Kein Wunder, dass viele Waldbesitzer im Sommer kaum eine ruhige Minute haben.

Käferholz beseitigen

Auch Wöls gehört dazu. Seit Jahren war es Usus, am Wochenende aufs Land zu fahren, um Käferholz zu beseitigen. Konnte er nicht, war innere Unruhe das Resultat. An einem dieser nervösen Wochenenden sah Wöls eine Drohne im Einsatz; die Idee war geboren. Förderung zur Umsetzung kam unter anderem von der Austria Wirtschaftsservice GmbH (AWS).

Inzwischen arbeitet er mit seinen Mitstreitern Daniel Lercher und Jochen Ringswirth an der nächsten Variante: Auch in Maisfeldern warten Schädlinge, die drohnenfotografisch überführt werden können.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.11.2015)

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