Mali im Ausnahmezustand: Drei Verdächtige gesucht

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Über Mali wurde nach der blutigen Geiselnahme in einem Hotel für zehn Tage der Ausnahmezustand verhängt.

Nach der blutigen Geiselnahme in einem Luxushotel der malischen Hauptstadt Bamako fahnden die Sicherheitskräfte nach drei Verdächtigen. Die Gesuchten seien möglicherweise an dem Überfall auf das Radisson-Blu-Hotel beteiligt gewesen, sagte ein Mitarbeiter der malischen Sicherheitskräfte am Samstag. Präsident Ibrahim Boubacar Keita bestätigte indes, dass dabei 21 Personen getötet wurden.

Zu dem Überfall auf das Hotel bekannte sich die Jihadistengruppe Al-Mourabitoun des algerischen Islamisten Mokhtar Belmokhtar. Beim Nachrichtensender Al-Jazeera und beim mauretanischen Nachrichtenportal Al-Akhbar gingen am Freitagabend Bekennerbotschaften der Gruppe ein. "Wir, die Mourabitoun, mit der Beteiligung unserer Brüder von Al-Kaida im Islamischen Maghreb, bekennen uns zu der Geiselnahme im Radisson-Hotel", hieß es den Angaben zufolge in einer Erklärung, die ein Sprecher am Telefon verlas. Hinweise auf eine Verbindung mit der Jihadistengruppe "Islamischer Staat" (IS) gibt es US-Diplomaten zufolge keine.

Zahl der Toten nach unten korrigiert

Die am Freitagvormittag begonnene Geiselnahme wurde nach neun Stunden unter Beteiligung von Spezialeinheiten aus Frankreich und den USA beendet. In der von Präsident Keita in der Nacht vorgetragenen Bilanz war von zwei getöteten Angreifern und weiteren 19 Toten die Rede. Sieben Menschen seien verletzt worden. Ein Sprecher der UN-Mission in Mali hatte die Zahl der Toten am Freitagabend mit 27 angegeben. Unter den Toten sollen sich sechs Russen, drei Chinesen, zwei Belgier und eine US-Bürgerin befinden.

Nach Angaben des Hotelbetreibers Rezidor befanden sich zum Zeitpunkt des Angriffs 170 Menschen in dem 190-Zimmer-Hotelgebäude, das später von malischen Sicherheitskräften und ausländischen Spezialeinheiten gestürmt wurde. Nach Angaben des Justizministeriums wurden 105 Geiseln bereit. Rund 40 Menschen konnten während des Angriffs unversehrt fliehen.

Die Staatschefs Russlands, Chinas und der USA riefen indes zu einer verstärkten internationalen Kooperation im Kampf gegen radikale Islamisten auf. "Menschen unterschiedlicher Staatsangehörigkeit und Religionsgemeinschaft werden zu Opfern", sagte der russische Präsident Wladimir Putin. Die "einzig mögliche Art dieser Bedrohung zu begegnen" sei eine breite internationale Zusammenarbeit.

Der chinesische Präsident Xi Jinping versprach seinerseits eine "Verstärkung der Zusammenarbeit mit der Weltgemeinschaft im Kampf gegen gewalttätige terroristische Aktivitäten". US-Präsident Barack Obama bezeichnete den Überfall als "entsetzlich". "Diese Barbarei stärkt unsere Entschlossenheit, diese Herausforderung anzunehmen", sagt Obama.

Malis Regierung verhängte in der Nacht auf Samstag den Ausnahmezustand. Er gilt zehn Tage lang für das gesamte Staatsgebiet. Am Montag soll zudem eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen werden.

Mali kommt nicht zur Ruhe

Mali kommt nicht zur Ruhe, seitdem die Regierung im Frühjahr 2012 von der Armee gestürzt wurde. Tuareg-Rebellen und islamistische Milizen nutzten das anschließende Machtvakuum aus, um den Norden des Landes in ihre Gewalt zu bringen. Später verdrängten die Islamisten die Tuareg-Rebellen und übernahmen allein die Kontrolle. Als sie Anfang 2013 weiter nach Süden vorzudringen drohten, intervenierte die frühere französische Kolonialmacht und vertrieb die Islamisten aus den Städten.

Eine UN-Blauhelmtruppe wurde aufgestellt. Dennoch kam es immer wieder zu Zusammenstößen. Frankreich ist mit 3.500 Soldaten im Norden Malis präsent. Österreich beteiligt sich mit sieben Soldaten an einer EU-Trainingsmission in Mali.

(APA/Reuters)

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