Nach dem Massaker in einem Hotel in der Hauptstadt Bamako suchen malische Sicherheitskräfte den Terrorchef Mokhtar Belmokhtar. Er soll nicht nur für diesen Anschlag verantwortlich sein. Vom Norden Malis aus soll er versuchen, die gesamte Region zu destabilisieren.
Bamako/Madrid. Nach dem Terroranschlag auf ein Luxushotel in der malischen Hauptstadt Bamako jagen Sicherheitskräfte den Hintermann des Überfalls. Im Visier der Ermittler ist die Terrorgruppe al-Mourabitoun, ein Ableger der Bewegung al-Qaida im islamischen Maghreb. Al-Mourabitoun wird von dem berüchtigten Terrorchef Mokhtar Belmokhtar angeführt. Er ist der meistgesuchte Terrorist Nordafrikas. Belmokhtar ist Algerier, aber seine Bande setzt sich aus Jihadisten mehrerer nordafrikanischer Länder zusammen.
Nordmali gilt als Belmokhtars Rückzugsgebiet. Von dort aus steuert er die Terroroperationen in den Nachbarländern. Er soll für zahlreiche Entführungen westlicher Bürger in der Region verantwortlich sein; und er wird für den Angriff auf eine algerische Erdgasförderanlage verantwortlich gemacht, bei dem 2013 fast 40 ausländische Geiseln gestorben sind. Mit dem Anschlag auf ein Hotel in Mali erinnerte die al-Qaida eine Woche nach dem Pariser Blutbad daran, dass das nördliche Afrika ebenfalls ein grassierendes Terrorproblem hat. Zudem torpedieren die Jihadisten damit eine Friedensvereinbarung zwischen malischer Regierung im südlichen Bamako und mehreren Tuaregstämmen im Norden. Die al-Qaida-Islamisten, die 2012 einen Schariastaat in Nordmali ausgerufen haben, lehnen diesen Friedensschluss ab.
Am Freitagmorgen hatten mindestens zwei Terroristen einen Diplomatenwagen in der südlich gelegenen Hauptstadt gekapert und waren mit dem Fahrzeug ungehindert durch die Sicherheitskontrollen zur Hotelzufahrt vorgefahren. Zunächst schossen sie in der Hotellobby wild um sich. Dann verschanzten sie sich in den oberen Stockwerken, wo sie weitere Hotelgäste ermordeten.
Bei dem Angriff auf das Hotel Radisson Blu kamen mindestens 21Menschen ums Leben. Das Hotel wurde von den Terroristen nicht zufällig ausgesucht: Es ist vor allem bei ausländischen Geschäftsleuten und Diplomaten beliebt. Unter den Todesopfern befinden sich Russen, Chinesen, Belgier und eine US-Bürgerin.
Zum Zeitpunkt des Angriffs waren etwa 140Gäste und 30Angestellte im Gebäude. Die meisten konnten fliehen oder wurden später von den Sicherheitskräften evakuiert. Stunden nach dem Überfall stürmten malische Soldaten die Herberge und töteten die Angreifer. Auch amerikanische und französische Spezialkräfte, die in Bamako stationiert sind, haben sich an der Rettungsaktion beteiligt.
Das muslimisch geprägte Mali ist eines der ärmsten Länder des Kontinents. Die Armut treibt zahlreiche junge Malier in die Arme der Jihadisten. Sie versprechen ihnen materielle Versorgung und das göttliche Paradies.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.11.2015)