"Sofa statt Stadtbummel": Paketboom lässt Versandhandel jubeln

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Nach Paris seien die Menschen vorsichtiger geworden, sagte Unito-Chef Gutschi. Die Unito-Gruppe rechnet heuer vor Weihnachten mit 15 Prozent Umsatzplus.

Geht es nach den Erwartungen des Versandhandels, steht uns heuer zu Weihnachten eine wahre Paketflut ins Haus. "Wir erwarten im heurigen Weihnachtsgeschäft ein Umsatzplus von 15 Prozent", sagte der Geschäftsführer der Unito-Gruppe (Otto, Universal, Quelle usw.), Harald Gutschi, am Dienstag vor Journalisten in Wien. Die Terroranschläge in Paris hätten die Online-Bestellungen zusätzlich erhöht.

Zunächst sei zum Jahresausklang ein Plus von 10 Prozent erwartet worden. Doch nach Paris seien die Menschen vorsichtiger geworden, blieben zuhause und kauften noch mehr online. In den herkömmlichen Geschäften geht die Besucherfrequenz den Angaben zufolge zurück. "Sofa statt Stadtbummel" laute die Devise beim sogenannten "Couch Commerce".

Bestellungen mit Smartphone nehmen zu

Dabei wird immer mehr über Smartphones bestellt - Computer, Laptops und Tablets treten zusehends in den Hintergrund. "15 Prozent unseres Gesamtumsatzes kommen bereits von dem kleinen Smartphone", stellte Unito-Chef Achim Güllmann fest. Seit vergangenem Jahr sei der "Mobile"-Anteil aller Käufe von 20 auf 30 Prozent gestiegen, in zwei Jahren sollen es im Weihnachtsgeschäft bereits 80 Prozent sein.

Zu dem Umsatzschub rund um Weihnachten tragen aber auch eine Reihe von Shopping-Tagen im Online-Handel bei. Gutschi verwies dabei auf den "Single Day" am 11. November, an dem beispielsweise um 250 Prozent mehr Umsatz gemacht wurde als am gleichen Tag eine Woche vorher, den "Black Friday" kommenden Freitag (27. November) und den "Cyber Monday" am 30. November. Mit speziellen Angeboten wollen die Internethändler bereits im November zum "Christmas-Shopping" animieren, um den Weihnachtsansturm, der normalerweise zwischen 13. und 15. Dezember seinen Höhepunkt erreicht, etwas zu entzerren. Denn die Kunden kaufen immer knapper vor dem Heiligen Abend ein.

Pakete um die Hälfte schneller

Das ist auch eine logistische Herausforderung, was die rasche und pünktliche Paketzustellung betrifft. In Kooperation mit der Post sei die Laufzeit eines Pakets in den vergangenen drei Jahren um 50 Prozent verkürzt worden. In den Landeshauptstädten wird auch die Samstagszustellung ermöglicht. "Wir haben eine Liebeserklärung an die Österreichische Post abzugeben - unsere Kunden bevorzugen die Post als Zusteller", lobte Gutschi den Geschäftspartner.

Da über den Online-Händler Unito aber auch sperrige Güter wie Sofas und Waschmaschinen vertrieben werden, hat er dafür den Angaben zufolge per 1. November auf den Großspediteur Gebrüder Weiss mit Sitz in Salzburg umgestellt. Zusätzlich zur Lieferung werden auch ein Aufbau- bzw. Anschlussservice angeboten. Von den 8 Millionen Paketen, die Unito pro Jahr versendet, sollen künftig 100.000 bis 150.000 via Gebrüder Weiss befördert werden.

Weihnachtsgeschäft von hoher Relevanz

"Wir hoffen, dass es in den letzten Tagen vor Weihnachten nicht schneit", sagte Gutschi. Das Aufkommen liegt in dieser Zeit um 200 Prozent über den Normalwerten. Der durchschnittliche Umsatz vor Weihnachten liege bisher um 50 bis 70 Prozent über jenem der vergangenen zehn Monate. "Das zeigt, wie stark das Weihnachtsgeschäft ist", betonte Gutschi. Rund ein Drittel der Weihnachtsumsätze werde in den Tagen nach den Feiertagen getätigt - da werden Geldpräsente in Waren investiert.

Im Jahr besuchen 77 Millionen Kunden die Unito-Hompages. Das sind über 200.000 pro Tag. "In Österreich kaufen 2,2 Millionen Haushalte bei einer unserer Marken", so Gutschi. Die Retourenquote liege im Schnitt bei 30 Prozent, bei Mode aber deutlich höher bei 30 bis 50 Prozent. Mit Zahlungsausfällen habe der Anbieter "aktuell überhaupt kein Problem".

Einer DHL-Studie zufolge werden 2025 mehr als 40 Prozent des gesamten Handels online getätigt. Zumindest soll dann das Internet laut eWeb Research Center für über 40 Prozent der Umsätze kaufentscheidend sein. "Das ist eine technische, aber auch eine kulturelle Revolution", sagte Unito-Chef Gutschi. Die Veränderungen seien "gigantisch".

Die Unito-Gruppe ist Teil der Otto Group und in Österreich mit Standorten in Salzburg, Graz und Linz vertreten. Unito beschäftigt hierzulande 645 Mitarbeiter (inklusive Leiharbeitern und externen Mitarbeitern). Zwischen März und Oktober des laufenden Geschäftsjahres 2015/16 sei der Gesamtumsatz gegenüber der Vergleichsperiode im Vorjahr um 5,8 Prozent auf 217,3 Mio. Euro gestiegen. Mit der Steuerreform, die ab 2016 wirksam wird, sollen auch die Umsätze im Versandhandel weiter steigen - "wir spüren das bereits im Weihnachtsgeschäft", so Gutschi. Es werde jetzt gekauft und im Jänner bezahlt. Ein Lichtblick, denn in Österreich sei die Kaufkraft in den vergangenen vier Jahren gesunken. Unito wächst laut Güllmann weiter profitabel und wird den Zielkorridor für die EBT-Rendite (Gewinnmarge vor Steuern) 2015/16 erreichen.

Die Otto Group erwarte für das laufende Jahr ein Umsatzplus von 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr und "eine ausgeglichene Bilanz". 2014/15 erzielte sie mit weltweit 54.037 Arbeitnehmern einen Umsatz von 12,06 Mrd. Euro. Auf der internationalen Bühne konkurriert die Unito-Gruppe bzw. Otto-Group mit den beiden weltweit größten Versandhändlern Alibaba aus China und Amazon aus den USA.

(APA)

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