Währungen: Moskaus Sorgen um den US-Dollar

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Neue Reservewährung soll kein Thema beim BRIC-Gipfel sein. Erst kürzlich verlautbarte Russland, dass es seine US-Staatsanleihen reduzieren wolle. 30 Prozent der russischen Währungsreserven in Höhe von 404 Mrd. Dollar werden in US-Staatsanleihen gehalten.

Wien (ag./red.). Den Dollar als Leitwährung behalten oder verwerfen? Eine Diskussion, die in jüngster Zeit vor allem von China und Russland am Köcheln gehalten wird. Präsident Dmitrij Medwedjew ist bekanntermaßen nicht gerade der beste Freund des US-Dollar als Leitwährung. Anders sieht das nun offenbar Finanzminister Alexej Kudrin: „Es ist zu früh, um an eine Alternative zu denken“, sagt er am Wochenende im Zuge eines Finanzministertreffens der G8-Staaten.

Erst kürzlich verlautbarte Russland, dass es seine US-Staatsanleihen reduzieren wolle. 30 Prozent der russischen Währungsreserven in Höhe von 404 Mrd. Dollar werden in US-Staatsanleihen gehalten.

Die Geldgeber stecken in einem Dilemma: Einerseits bereitet ihnen der Verfall des Dollar große Sorgen, weil damit auch der Wert ihrer in den USA veranlagten „Ersparnisse“ sinkt. Andererseits beschleunigen alle Bestrebungen, den Dollar als Leitwährung abzulösen, diesen Trend weiter. So hat Russland (wie China und Brasilien) angekündigt, Reserven vermehrt bei Geschäftsbanken anlegen sowie IWF-Anleihen kaufen zu wollen.

Die Anleihe des IWF könnte in Form sogenannter Sonderziehungsrechte begeben werden und den Dollar unter Druck setzen. Da die BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) dem Vernehmen nach über 2,8 Billionen Dollar an Devisenreserven verfügen, besteht wohl kein gesteigertes Interesse daran, den Dollar als Leitwährung gänzlich abzulösen.

Am Dienstag soll beim Treffen der BRIC-Staaten im russischen Jekaterinburg jedenfalls nicht über neue Reservewährungen gesprochen werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.06.2009)

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