Hörbiger, Schell, Ofczarek, Moretti: Alle Jedermänner

Es ist das Herzstück der Salzburger Festspiele: Hugo von Hofmannsthals "Jedermann" auf dem Domplatz. Seit 1920 wird das Stück gespielt, meist in hochkarätiger Besetzung. Am 3. November wurde Tobias Moretti als neuer Jedermann präsentiert. An seiner Seite übernimmt Stefanie Reinsperger den Part der Buhlschaft. Moretti ist sowohl auf der Kinoleinwand ("Das finstere Tal") als auch auf der Theaterbühne ("Faust") präsent. Er sei bereits zweimal gefragt worden, den Jedermann zu spielen, so Moretti. "Aber da war ich noch nicht soweit".
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Zwischen 1910 und 1930 war Moissi einer der berühmtesten Schauspieler im deutschsprachigen Raum. Mit seiner Sprachmelodie konnte der gebürtige Italiener viele Große in seinen Bann ziehen: Franz Werfel, Stefan Zweig und Gerhart Hauptmann bewunderten Moissi. Franz Kafka widmete ihm in seinem Tagebuch eine ausgesprochen lobende "Kritik". Mit 55 Jahren starb er 1935 in Wien an einer Lungenentzündung.

1913 wurde Paul Hartmann von Max Reinhardt an das Deutsche Theater in Berlin geholt, elf Jahre später ging er nach Wien, spielte an der Josefstadt und am Burgtheater. Unterm NS-Regime machte Hartmann Karriere: Er gehörte zum Ensemble des Preußischen Staatstheaters Berlin, spielte in Nazi-Streifen wie "Ich klage an" und wurde 1942 gar Präsident der Reichstheaterkammer. Nach 1945 bekam er Auftrittsverbot, 1948 konnte er seine Karriere aber wieder aufnehmen.

Auch Attila Hörbiger, mit Paula Wessely Mitbegründer der Schauspiel-Dynastie, stand als Jedermann am Domplatz. Seine Rolle in der NS-Zeit ist umstritten, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges konnte Hörbiger seine Karriere aber nahtlos fortsetzen.

Der erste Jedermann nach dem Zweiten Weltkrieg: Balser spielte ab 1928 am Wiener Burgtheater, 1933 wechselte er nach Berlin. Er war für ernste Rollen prädistiniert - wurde etwa häufig als Bischof, Arzt oder Priester besetzt.

Nicht der Jedermann war Quadfliegs bekannteste Rolle, sondern Faust: Er spiele die Titelrolle in Gustaf Gründgens erfolgreicher Kinoverfilmung und gelangte so zu internationaler Bekanntheit.

Der Österreicher wurde dem breiten Publikum als Graf Andrassy im zweiten und dritten Teil der Sissi-Trilogie mit Romy Schneider bekannt. Von 1992 bis 1999 war Reyer der Hauptdarsteller der TV-Serie "Der Bergdoktor".

Ernst Schröder war einer der großen Charakterköpfe der deutschen Bühnen. Sein Leben verlief dramatisch: Er wurde im Krieg verwundet und gefangen genommen. Seine erfolgreiche Karriere als Schauspieler stoppte er 1975 abrupt und zog sich auf ein Weingut in der Toscana zurück. Fünf Jahre später brachte sich seine Tochter um - sie sprang von der Golden Gate Bridge in San Francisco. Schröder selbst nahm sich ebenfalls das Leben: An Krebs erkrankt sprang er 1994 aus dem Fenster eines Berliner Krankenhauses.
Übrigens: Die Dame, die Schröder da so entsetzt anstarrt, ist niemand anderes als die junge Christiane Hörbiger.

Lange war Jürgens Mitglied des Ensembles am Wiener Burgtheater, als Filmschauspieler machte er sich ebenfalls einen Namen, auch international: In "James Bond - Der Spion, der mich liebte" gab er etwa den Bösewicht.

Der einzige Jedermann-Darsteller, der mit einem Oscar prämiert wurde: Für seine Darstellung einen Anwalts von Nazi-Verbrechern in Stanley Kramers Film "Das Urteil von Nürnberg". Danach führte er auch Regie, malte und schrieb. Kurioserweise war er einer der Taufpaten von Angelina Jolie, denn er führte Regie in "Der Richter und sein Henker" mit Jolies Vater Jon Voight. Schell ist 2014 im Alter von 83 Jahren gestorben.

Ebenfalls ein internationaler Star ist Klaus Maria Brandauer: Für seine Darstellung in "Jenseits von Afrika" wurde er für den Oscar nominiert. Den bekam er zwar nicht, dafür aber zwei Golden Globes: einen für "Jenseits von Afrika" und einen für "Introducing Dorothy Dandridge". Zuletzt stand er für Francis Ford Coppola vor der Kamera.

Der Wiener war in Salzburg in wechselnden Rollen zu sehen: Er spielte nicht nur den Jedermann sondern auch den Tod und den Teufel. Von 1997 bis 2006 war Lohner Direktor des Theaters in der Josefstadt. Im Alter von 82 Jahren erlag er einem Krebsleiden.

Gert Voss, langjähriges Ensemblemitglied des Burgtheaters, überzeugte auch den Schriftsteller Thomas Bernhard, der ihn - neben Ilse Ritter und Kirsten Dene - mit dem Stück "Ritter, Dene, Voss" verewigte. Einen großen Erfolg feierte er mit Luc Bondys Inszenierung von "König Lear". Als Jedermann stand er mit Maddalena Crippa (im Bild) und Sophie Rois auf der Bühne.
Voss starb 2014 an einer kurzen, schweren Erkrankung im Alter von 72 Jahren.

Peter Zadek verhalf Tukur zu seinem Durchbruch: für ihn spielte er am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Im Oscar-gekrönten "Das Leben der Anderen" spielte er den Oberstleutnant der DDR-Staatssicherheit. Heuer wird er in Michael Hanekes "Das weiße Band" zu sehen sein, das in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde.

Kein "Jedermann" hielt sich so lange und keiner hatte so viele Buhlschaften: Veronica Ferres (im Bild) war an seiner Seite zu sehen ebenso wie Nina Hoss, Marie Bäumer und Sophie von Kessel. Bei den Festspielen 2009 war er zum letzten Mal als Jedermann zu sehen.

Von 2010 bis 2012 spielte Nicholas Ofczarek die Titelrolle. Das Mitglied des Wiener Burgtheaters feierte auch Erfolge abseits der Theaterbühne, etwa in David Schalkos Serie "Braunschlag".

2013 (bis 2016) folgte der Enkel von Attila Hörbiger der Familientradition und schlüpfte in die Salzburger Paraderolle. Obonya wurde am 29. März 1969 in Wien als Sohn der Kammerschauspielerin Elisabeth Orth und des Burgschauspielers Hanns Obonya geboren - somit wurde ihm die Schauspielerei schon in die Wiege gelegt.

Es gibt wenig, was er noch nicht gemacht hat: Obonya war Ensemblemitglied am Burgtheater, sprach Hörspiele, trat als Ein-Mann-Kabarett auf und machte Ausflüge auf die Kinoleinwand.