Keine russische Kohle mehr

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Reaktion. Russland hat Kohlelieferungen in die Ukraine eingestellt. Der Kiewer Regierung zufolge reichen die Vorräte für maximal 50 Tage.

Kiew/Moskau. Aufgrund der Unterbrechung der Stromversorgung von der Ukraine auf die Krim durch einen Sabotageakt verstärkt Russland den Druck auf die Ukraine. Nach dem Stopp von Gaslieferungen fährt Moskau auch die Kohleversorgung der Ukraine zurück. Zudem haben die prorussischen Separatisten, die die Kohlebergwerke in Teilen des Donbass kontrollieren, ihre Lieferungen an den Rest des Landes gestoppt, sagte der ukrainische Energieminister, Wolodimir Demtschischin, am Freitag vor dem Parlament in Kiew.

Der Energieminister kündigte an, von nun an vermehrt Kohle aus Südafrika beziehen zu wollen. 250.000 Tonnen Kohle sollen noch im Dezember geliefert werden. Die Ukraine selbst hat Kohlevorräte von einer Million Tonnen. Diese Kohlevorräte reichten noch 45 bis 50 Tage aus, sagte Demtschischin. „Langfristig wird es aber Probleme geben.“ Die Gasvorräte des Landes reichen dem Minister zufolge für die kalte Jahreszeit.

Die russische Führung beschuldigte die Ukraine, nicht genug für die Wiederherstellung der Stromzufuhr zu tun. An den beschädigten Strommasten und -kabeln sind zwar inzwischen kleinere Reparaturarbeiten vorgenommen worden. Sie sind aber noch nicht wieder funktionsbereit. Die etwa zwei Millionen Menschen auf der Krim werden über Notgeneratoren versorgt. Auch der Donezker Separatistenchef, Alexander Sachartschenko, meldete sich zu Wort. Erst wenn die Energieversorgung zur Krim wiederhergestellt sei, werde die „Donezker Volksrepublik“ wieder Kohle an die Ukraine liefern.

Die Ukraine bezieht 44 Prozent ihrer Energie aus Kohle und etwa ebenso viel Prozent aus Atomenergie. Der Restanteil wird von erneuerbaren Energieträgern hergestellt.

„Verirrte“ russische Soldaten verhaftet

Im Konfliktgebiet Ostukraine hat der ukrainische Grenzschutz zwei russische Soldaten festgenommen. Die beiden Russen hatten sich nach eigener Darstellung auf ukrainisches Gebiet verirrt, teilte Präsidialamtssprecher Andrej Lyssenko am Freitag in Kiew mit. Ein Gericht muss nun über eine Strafe wegen unerlaubten Grenzübertritts entscheiden. Es ist nicht das erste Mal, dass russische Soldaten im Konfliktgebiet aufgegriffen werden.

Vor dem Nachholtermin der Kommunalwahl in der strategisch wichtigen Hafenstadt Mariupol an diesem Sonntag kam es in der Nähe des 20 Kilometer entfernten Dorfes Tschermalyk zu Gefechten zwischen Militär und Separatisten. (Reuters/APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2015)

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