Wie man Investoren gekonnt überdribbelt

SOCCER - EL, Villarreal vs Rapid
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Schön, wenn Fans ihren Klubs Geld leihen. Aber ein echtes Investment ist das meist nicht.

Fußball und Finanzmarkt, das ist meist eine nervenzerfetzende Beziehung – zumindest für die Anleger. Es gibt ein paar wenige Positivbeispiele (Manchester United etwa, dessen Anteilsscheine wenigstens über dem Ausgabekurs notieren), normalerweise entpuppen sich Aktienemissionen von Fußballklubs aber als bloße Spendenaktionen.

Borussia Dortmund beispielsweise hat seit der Ausgabe fast zwei Drittel an Wert verloren, AS Roma mehr als 90 Prozent. Und bei der legendären Rapid-Aktie hat es von 1000 (Nennwert) auf null (Insolvenz der Rapid Finanz AG) schlappe drei Jahre gedauert.

Ist ja kein Wunder: Auch Großklubs arbeiten nicht immer nach den in der Privatwirtschaft üblichen Kriterien. Und eine Aktiengesellschaft, deren Anlagevermögen sich den Fuß verstauchen kann und dann plötzlich ganz unvermutet im Wert sinkt, ist nun einmal nicht gerade ein konservatives Investment.

Solche Dinge schaden dem Image der jeweiligen Börse enorm, auch wenn die Anleger damit schon klarkommen. Der typische Rapid-Aktionär wollte ja in erster Linie nicht Rendite, sondern einen Ausdruck der Aktie, um sie daheim gerahmt ins Rapid-Herrgottswinkerl gleich unters signierte Hanseee-Bild zu stellen.

Wir walzen die alte Geschichte deshalb ein wenig aus, weil Rapid ja jetzt mit einer verkappten Fan-Anleihe zwecks Verbilligung von Stadionkrediten daherkommt. Das ist durchaus O. K. und es ist eine schöne Sache, wenn sich Fans an wichtigen Klubvorhaben auch finanziell beteiligen. Man sollte das nur auch so kommunizieren und nicht mit Begriffen wie „langfristige Anlage“ und „innovativ“ herumwerfen und den Begriff „Crowdinvesting“ (eine wunderbare Art der Anschubfinanzierung für innovative Start-ups) in ein falsches Licht zerren.

Sehen wir die Sache also, wie sie ist: Nachranganleihen sind nicht „innovativ“, sondern ein alter Hut, und zwei Prozent Basisverzinsung sind ein bisschen mickrig, wenn auf dem Markt für Nachrangige von Banken zumindest für die ersten Jahre vier bis fünf Prozent nicht unüblich sind.

Wenn Rapid-Fans damit zufrieden sind, ist das natürlich okay. Man sollte ihnen aber fairerweise auch sagen, dass man für gleich lang gebundenes, einlagengesichertes Festgeld bis zu 2,1 Prozent bekommt. Und dass das Risiko eines Unternehmens, dem der Wirtschaftsprüfer im Emissionsprospekt eine jämmerliche Eigenmittelquote, eine „nicht errechenbare Schuldentilgungsdauer“ und die „Vermutung eines Reorganisationsbedarfs“ bescheinigt, mit einer besseren Tagesgeldverzinsung wirklich nicht abgedeckt ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.11.2015)

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