Smog in Peking: "Wie in einem Apokalypse-Film"

Masken gegen die Feinstaubpartikel in der Luft.
Masken gegen die Feinstaubpartikel in der Luft.REUTERS
  • Drucken

Just zum Weltklimagipfel versinkt die chinesische Hauptstadt im Smog. 2100 Fabriken bleiben geschlossen. Pekingern wird empfohlen, nicht nach draußen zu gehen.

Seit wenigen Tagen versinkt Peking in düster-grauem Dunst. Ob die Sonne scheint oder Wolken über der dicken Smogschicht den Himmel verdecken, ist nicht zu erkennen. Selbst Gebäude in wenigen hundert Metern Entfernung sind von den dicken Schwaden verhüllt. Ohne Atemmasken traut sich niemand mehr auf die Straße. "Es scheint wie der Weltuntergang zu sein", sagte ein 51-Jähriger. Ein anderer Pekinger scherzte, er fühle sich wie ein Crew-Mitglied für einen Apokalypse-Film.

Wegen des dichten Smogs werden in China vorübergehend tausende Fabriken geschlossen. Die Behörden in Peking ordneten die Schließung von 2100 besonders stark umweltverschmutzenden Firmen an, wie die Zeitung "China Daily" am Dienstag berichtete. Den Einwohnern von Peking wurde empfohlen, nicht nach draußen zu gehen. Fluglinien strichen mehr als 30 Flüge von Peking und Shanghai aus.

Keine Einschränkungen für den Autoverkehr

Die Werte für den besonders gesundheitsgefährdenden PM2,5-Feinstaub erreichten am Dienstag bis zu 598 Mikrogramm pro Kubikmeter. Auch in der Provinzhauptstadt Jinan, die hunderte Kilometer von Peking entfernt liegt, lagen die Werte bei über 400 Mikrogramm. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, dass ein Grenzwert von durchschnittlich 25 Mikrogramm über den Tag verteilt nicht überschritten werden soll.

Der Himmelstempel in der Verbotenen Stadt in Peking ist kaum sichtbar.
Der Himmelstempel in der Verbotenen Stadt in Peking ist kaum sichtbar.REUTERS

Trotz der Belastung lief der Straßenverkehr am Dienstag ungehindert. Die höchste Alarmstufe "Rot" mit Fahrbeschränkungen wurde weiterhin nicht ausgerufen. Bewohner kritisierten die Behörden für ihre Untätigkeit. "Wie schlimm muss es denn noch werden?", fragte ein Pekinger. "Die lachen doch über die Gesundheit der einfachen Leute."

Hunderttausende Tote durch Umweltsünden

Das Umweltdesaster kommt just zu dem Zeitpunkt, zu dem bei Paris bei der UN-Klimakonferenz um ein Abkommen zur Begrenzung der Erderwärmung gerungen wird. Chinas Staatschef Xi Jinping hatte dort "Taten" zur Begrenzung des Ausstoßes von Treibhausgas-Emissionen zugesichert.

Besonders kleine Feinstaubpartikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometer können beim Einatmen bis in die Lungenbläschen gelangen und sind für die menschliche Gesundheit hochriskant. In China wird die zunehmende Umweltverschmutzung inzwischen für hunderttausende Todesfälle verantwortlich gemacht, etwa durch Herzerkrankungen, Schlaganfälle und Lungenkrebs. Die größten Luftverschmutzer sind Kohlekraftwerke, Industrieanlagen und der mit dem wachsenden Wohlstand rasant zunehmende Autoverkehr.

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Das Ergebnis des Klimagipfels wurde von den Verhandlern am Samstagabend bejubelt. 195 Staaten haben sich auf ein Basispapier geeinigt. Dessen Umsetzung steht noch aus.
Weltjournal

Klima: Die Bewährung steht noch aus

Das Klimaabkommen von Paris verfolgt sehr ambitionierte Ziele. Ob diese erreicht werden, hängt von der Bereitschaft der Staaten zur Umsetzung ab. Sanktionsmechanismen sind keine vorgesehen.
Mitch McConnell
Weltjournal

US-Republikaner wollen Klimavertrag "zerfetzen"

Wenn sich die Republikaner bei der Präsidentenwahl 2016 durchsetzen können, wollen sie aus dem Pariser Klimavertrag aussteigen. Die Vereinbarung werde "in 13 Monaten zerfetzt".
Leitartikel

Retten wir endlich alle das Klima - fangt ihr schon einmal an

Erstmals versprechen fast alle Länder, den Klimawandel stoppen zu wollen. Ernsthaft dazu beitragen wollen die meisten offenbar vorerst nicht.
Erleichterung bei den Gastegebern: UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon, Frankreichs Außenminister Laurent Fabius und Präsident Francois Hollande.
Weltjournal

Klimagipfel: "Welt hat ein Rettungsseil bekommen"

"Historisch" preisen Spitzenvertreter das Klimaschutzabkommen. Erste Reaktionen zeigen auch - die eigentliche Arbeit im Kampf gegen die Erderwärmung steht erst bevor.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.