Zielpunkt-Lieferant Schirnhofer ist zahlungsunfähig

Schirnhofer
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Zielpunkt reißt Schirnhofer mit in die Pleite: Der Fleischverarbeiter hat in Graz ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt.

Die Schirnhofer-Insolvenz im Gefolge der Zielpunkt-Pleite wird nach Passiva und Beschäftigten die größte steirische Firmenpleite 2015. Die Schirnhofer GmbH im oststeirischen Kaindorf hat am Dienstag am Landesgericht Graz ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt, so Kreditschützer. Betroffen sind 269 Mitarbeiter und 276 Gläubiger. Die Überschuldung beträgt bis zu 21 Millionen Euro. Auslöser ist laut den Kreditschützer AKV, KSV und Creditreform zweifellos die Zielpunkt-Pleite, waren sich die Kreditschützer einig. Die Lieferungen an Zielpunkt machten rund 37 Prozent des Umsatzes aus. Allerdings hatte es schon offenbar einige Jahre lang Problem gegeben.

Die Insolvenzgläubiger sollen eine Quote von 20 Prozent bekommen, zahlbar innerhalb von zwei Jahren vom Tag der Annahme des Sanierungsplans. Eine Fortführung wird angestrebt. Im Vorfeld war erwartet worden, dass der Fleisch- und Wurstwarenfabrikant Schirnhofer ein Verfahren mit Eigenverwaltung beantragen würde.

269 Beschäftigte Betroffen

Von den 269 Beschäftigten - davon 56 Angestellte, 204 Arbeiter und 9 Lehrlinge - waren bereits in der Vorwoche 70 beim Frühwarnsystem des AMS zur Kündigung angemeldet worden. Die Passiva belaufen sich laut Kreditschützerangaben auf zwischen 24,8 und 29 Mio. Euro, die Aktiva auf zwischen 8 und 10,9 Mio. Euro, zum Teil Liegenschaften, die belastet sein sollen, so die Creditreform. Die Mitarbeiter haben das Oktobergehalt noch bekommen, das Novembergehalt und Weihnachtsgeld sind ausständig.

Nach den Worten von Arbeits- und Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) ist noch abzuwarten, was das Gericht in Graz mit dem Insolvenzantrag des Fleischverarbeiters Schirnhofer mache. Beim oststeirischen Betrieb lebe aber noch das Prinzip der Hoffnung, dass eine Sanierung gelinge so, Hundstorfer am Rande des Ministerrats.

Das Unternehmen wurde 1977 gegründet, der Ursprungsbetrieb war als kleine Fleischhauerei bereits 1926 ins Leben gerufen worden. Die in dritter Generation geführte Firma ist Österreichs größter in Familienbesitz befindlicher Fleisch- und Wursterzeuger.

Durch den Wegfall von Zielpunkt wurden Restrukturierungsmaßnahmen erforderlich, wozu wohl die Kündigung von 70 bereits beim AMS gemeldeten Mitarbeitern zählt. Alle weiteren Maßnahmen erschienen offenbar so kostenintensiv, dass sie nicht mehr ohne Insolvenzverfahren abgewickelt werden konnten.

Zeitweise 1500 Beschäftigte bei Schirnhofer

Schirnhofer hatte seit 2008 laufend Betriebe übernommen, sodass im Konzern zu den besten Zeiten rund 1500 Dienstnehmer beschäftigt waren. Im Zuge der bereits eingeleiteten Restrukturierung war der Betrieb der Schlachthof GmbH im oststeirischen Großsteinbach Anfang des Wirtschaftsjahres 2015/2016 - das mit dem zweiten Quartal beginnt - an die Firma Steirerfleisch verpachtet. Das von Schirnhofer verarbeitete Fleisch wurde daher seit kurzem von externen Schlachthöfen, insbesondere von Steirerfleisch, zugekauft.

Im September 2015 hat man auch die Beteiligungen am Fleisch- und Wurstwarenproduzenten Aibler in Oberwaltersdorf (NÖ) und am Fertiggerichtehersteller Blasko Convenience in Bruck/Mur an die Marcher Fleischwerke veräußert. Allein daher hatte sich der Beschäftigtenstand im Konzern um mehrere hundert Dienstnehmer verringert.

(APA/Red.)

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