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Lopatka: „Flüchtlinge mit Leitkultur vertraut machen“

MINISTERRAT: LOPATKA
Lopatka: „Feig“ und „falsch verstandene Toleranz“.(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
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Für „völlig verkehrt“ hält der ÖVP-Klubchef die Trennung beim AMS in Frauen und Männer. Die Mindestsicherung explodiere.

Wien. „Wir müssen die Flüchtlinge vom ersten Tag an mit unserer Leitkultur vertraut machen“, sagt ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka im Gespräch mit der „Presse“. Das betreffe die Sprache, die Werte und auch die Ausbildung. Und hier sei nicht einzusehen, dass etwa Russen gemeinsam AMS-Kurse besuchen, bei Menschen, die Arabisch oder Farsi sprechen, aber in Männer und Frauen getrennt würde. „Feige“, nennt Lopatka hierbei die Vertreter des Sozialministeriums und der Stadt Wien und spricht von falsch verstandener Toleranz.

Was war geschehen? Das Arbeitsmarktservice in Wien bietet sogenannte Kompetenzchecks für Flüchtlinge an. Allerdings nach Männern und Frauen getrennt, um die Menschen kulturell nicht zu überfordern, wie das ORF-Radio am Mittwoch berichtete. Viele der Asylberechtigten würden sonst nicht an den Kursen teilnehmen. Sozialminister Rudolf Hundstorfer verteidigte dieses Vorhaben: Man müsse diesen Menschen einen Schritt entgegengehen. Auch der Integrationsfonds, der bei Sebastian Kurz ressortiert, bietet Schulungen eigens für muslimische Frauen an.

Gestern relativierte dann die Wiener AMS-Chefin Petra Draxl: Es gehe auch um „frauenspezifische Ziele“ und diese seien in reinen Frauengruppen besser zu erreichen. Es gebe daher sowohl getrennte als auch gemischte Gruppen.

„Völlig verkehrt“, sagt Lopatka dazu. Man müsse diese Menschen vielmehr dazu motivieren, die Kurse gemeinsam zu machen. Und wer sich weigere, müsse eben mit Einbußen bei der Mindestsicherung rechnen. Zumal diese derzeit ohnehin „explodiert“. So würde es in Wien heuer 180.000 Bezieher der Mindestsicherung geben. Das seien so viele wie bei der Einführung der Mindestsicherung vor sechs Jahren in ganz Österreich.

Wenn es zusätzliche Angebote gebe, also in diesem Fall frauenspezifische, habe er auch gar nichts dagegen, meint Lopatka. Grundsätzlich habe aber zu gelten: keine Unterscheidung zwischen Männern und Frauen, weder bei der Ausbildung noch am Arbeitsplatz. Und eben auch nicht bei den Kompetenzchecks am AMS.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.12.2015)