Schon nach Svindal-Hattrick hoffte Konkurrenz auf Heimkehr nach Europa - Reichelt: "Hier auf anderem Planeten" - Norwegen-Coach Mitter: "Sind stolz"
Beaver Creek. Neue Saison, altes Bild mit anderem "Elch". Wie Kjetil Jansrud im Vorjahr hat nun Aksel Lund Svindal die ersten drei Weltcup-Speedrennen dieses Winters gewonnen und sich damit die Chance offen gehalten, als erster Läufer überhaupt die ersten vier schnellen Bewerbe einer Saison für sich zu entscheiden. Sie wären allesamt in Nordamerika passiert.
Svindal hatte nach einem Jahr verletzungsbedingter Abwesenheit vergangenes Wochenende schon Abfahrt und Super-G in Lake Louise gewonnen. Nach dem Abfahrts-Doppelsieg der beiden Norweger in Beaver Creek rätselte die Konkurrenz endgültig, warum Svindal und Co auf dem aggressiven amerikanischen Kunstschnee weiterhin so stark sind.
Dass es an den besonderen Verhältnissen und der extremen Höhenlage Colorados liegt, lautete eine der Erklärungen. Verbunden mit der Hoffnung, dass es bald auf europäischem Schnee vorbei ist mit der Überlegenheit. Vor allem von Svindal.
"Das war gewaltig von Aksel", verbeugte sich der viertplatzierte Hannes Reichelt nach der Abfahrt vor Svindal. Der hatte vor allem mit klarer Bestzeit im oberen Gleitteil die Weichen zum 28. Weltcupsieg gestellt. "Ich muss sicher noch ein Schäuferl zulegen, um ihn schlagen zu können", ist Reichelt bewusst, dass der "Superelch" zumindest in der Abfahrt derzeit kaum zu biegen ist.
Auch der Österreicher hatte nach den Trainings noch gehofft, dass Svindal angreifbar wäre. "Aber dann hat er einen wahren Traumlauf erwischt", sah der Salzburger ein, dass kein Kraut gewachsen war. Immerhin: "Die Norweger sind derzeit hier zwar auf einem anderen Planeten, aber zumindest ich bin gegenüber Kanada diesem Planeten etwas nähergekommen", gab sich Reichelt zuversichtlich.
Klaus Kröll war einst mit Svindal auf Augenhöhe gefahren, am Freitag warf ein Steher bei der Steilhang-Einfahrt "The Brink" den steirischen Routinier weit zurück. "Wir rätseln alle ein bissl. Denn in der Abfahrt hier waren die beiden Norweger noch viel extremer als in Lake Louise. Bei ihnen passt einfach alles und sie fahren auch extrem gut Ski", urteilte der Steirer, der vor der Heimreise noch einen FIS-Super-G in Copper Mountain einlegte.
Auch Kröll hofft, dass es spätestens in Gröden wieder anders aussieht, gab aber zu: "Wenn Aksel so fährt wie in Beaver Creek, ist er überall gut. Auf uns wartet offenbar mehr Arbeit als wir dachten."
"Wenn wir wüssten was es ist, würden wir es auch machen", rätselte auch Romed Bauman. "Die Saison ist aber noch lange und ich bin sicher, dass wir in Europa nicht mehr so klar hinterherfahren", baute auch der Tiroler auf die kommenden Rennen.
Viele Fragen also in Colorado, aber wenig Antworten. "Es ist einfach viel gutes Training", lautet die simple Erklärung Svindals für seine momentane Überlegenheit. "Dazu kommt, dass es natürlich super ist, einen Trainingspartner wie Kjetil zu haben", verwies er auf seinen Teamkollegen.
Speziell in Beaver Creek lobte man aber auch die Ausgefuchstheit Svindals. Er hatte im Training seine Karten nicht aufgedeckt und dann im Rennen eiskalt zugeschlagen. "Es war ein Rennen auf hohem Niveau und man musste viel riskieren, um vorne zu sein", gab sich der 32-Jährige hoch zufrieden.
Jansruds Trost war, dass er nach dem Gleitteil der Schnellste gewesen war. "Der Steilhang war meine stärkste Karte und von The Brink abwärts war ich ohnehin vorne. Nur war Aksel halt insgesamt der Beste", sah der mit Rückenproblemen kämpfende Jansrud ein.
Neuer Herrenchef in Norwegen ist seit diesem Winter der Österreicher Christian Mitter. Er agiert in Beaver als Verbindungstrainer und hat auch mit dem norwegischen Team viel Arbeit. Am Freitagabend kam er deshalb zunächst nicht einmal dazu, mit einem Bier auf den Doppelsieg und den Svindal-Hattrick anzustoßen.
"So ein Spitzenteam verdient eine Spitzen-Organisation", erklärte Mitter seine Zurückhaltung. "Wir sind dankbar, dass wir da vorne dabei sein können", bleib der Ramsauer auch verbal beim Jubeln auf dem Boden. Was die Elche so stark macht, liegt für den Steirer auf der Hand. "Wir sind sehr stolz auf unsere Kultur im alpinen Skifahren in Norwegen. Vor allem bei den Männern."